Zwischen Aufbruch und Erwartung

2024/2025 - Vorschau - 1. FC Magdeburg - SC Preußen Münster
Foto: Sanders SCP

Da habe ich mit meinem letzten Bericht in der Saison 24/25 ja wirklich die sprichwörtliche „goldene Arschkarte“ gezogen. Eine turbulente, intensive Woche liegt hinter uns – geprägt von hitzigen Diskussionen, aufgewühlten sozialen Medien und einer Flut von Meinungen zum Thema Sascha Hildmann. Jeder wollte alles wissen, jeder wusste es vermeintlich besser.

Ich selbst habe mich mit öffentlichen Einschätzungen zurückgehalten – obwohl ich natürlich auch in diversen Foren hätte meinen Senf dazugeben können. Aber ganz ehrlich? Ich habe mich bewusst dagegen entschieden. Denn gegen diese Lawine aus Unmut, Besserwisserei und Spekulationen kommt man ohnehin kaum an. Wirklich konstruktiver Input geht da leider meistens unter.

Trotzdem: Auch wenn ich später noch einmal auf Sascha Hildmann und die Rolle der sozialen Medien zurückkommen werde – im Zentrum dieses Artikels steht unser SC Preußen Münster. Denn egal, was passiert: Der Verein ist seit 119 Jahren das Herzstück. Spieler, Funktionäre, Fans – alle sind Teil eines größeren Ganzen. Dieses große Ganze muss immer im Fokus bleiben.

Ein Neuanfang mit vertrauten Gesichtern

Aktuell richtet sich der Blick natürlich auf die Mannschaft – und das neue Führungsteam um Christian Pander als Teamchef, Kieran Schulze-Marmeling als Trainer und Sören Weinfurtner als Co-Trainer. Die „Preußen-Lösung“ war am Ende die Entscheidung von Ole Kittner und Co. Wenn’s funktioniert – und das hoffen wir alle – ist alles gut. Wenn nicht, stehen wir nach Saisonende möglicherweise erneut vor einer Grundsatzdebatte, gerade im Fall eines Abstiegs.

Aber jetzt heißt es erst mal: neue Kräfte freisetzen und die Energie in das Spiel gegen den 1. FC Magdeburg stecken.

Keine Revolution – aber neue Impulse

Das neue Trainerteam wird in der Kürze der Zeit keine radikale Kehrtwende einleiten. Das ist auch gar nicht realistisch. Selbst Christian Titz, Coach des FCM und aktuell drittlängst amtierender Trainer der 2. Bundesliga, sagte auf der PK vor dem Spiel, dass beim SCP keine grundlegenden Änderungen zu erwarten seien. Automatisierte Abläufe bleiben – sie wurden über Monate im Kollektiv aufgebaut.

Dennoch wurde in den letzten Trainingseinheiten viel miteinander gesprochen, gearbeitet und justiert. Jetzt geht es darum, in den letzten drei Spielen das Maximum herauszuholen – für die realistische Chance auf den Klassenerhalt. Die Teamleitung arbeitet daran, gegen Magdeburg das bestmögliche Team aufzustellen. Doch das allein reicht nicht: Die gesamte Mannschaft muss vom Anpfiff an mutig, konzentriert und ohne Unsicherheit auftreten.

Verunsicherung als Muster

Unter Sascha Hildmann häuften sich in den letzten Spielen einfache Fehler im Spielaufbau – besonders in der Defensive. Viele dieser Fehler wirkten nicht nur unglücklich, sondern auch wie ein Spiegel der allgemeinen Verunsicherung. Wer sich die Saisonverläufe von Spielern wie Paetow, Scherder oder Koulis anschaut, erkennt ein Muster: Nach individuellen Fehlern, die oft zu Gegentoren führten, wurden die Spieler im darauffolgenden Spiel aus der Startelf gestrichen. Diese ständigen Wechsel dürften ein Faktor für die Entscheidung gegen Hildmann gewesen sein.

Gegen den 1. FC Magdeburg wird neben dem langzeitverletzten Thorben Deters auch Lukas Frenkert fehlen. Der Innenverteidiger musste im Spiel gegen Darmstadt früh ausgewechselt werden – eine muskuläre Verletzung verhindert seinen Einsatz. Dafür könnte Mikkel Kirkeskov wieder in den Kader zurückkehren. Auch Andras Nemeth, der wie Kirkeskov im Aufbautraining war, hat gute Fortschritte gemacht und dürfte nach Magdeburg eine Option sein.

Titz erwartet kampf- und laufstarke Preußen

Beim 1. FC Magdeburg dreht sich drei Spieltage vor Saisonende alles um den Aufstieg. Mit 46 Punkten steht das Team von Christian Titz aktuell auf Rang drei – trotz einer ernüchternden Heimspielbilanz. Während auswärts beachtliche 30 Punkte geholt wurden, waren es zu Hause lediglich 16, was Platz 16 in der Heimtabelle bedeutet. Die Preußen aus Münster rangieren auswärts übrigens auf Platz 14.

FCM-Trainer Titz äußerte sich auf der Pressekonferenz mit Respekt gegenüber dem kommenden Gegner: „Ich erwarte einen kampf- und laufstarken Gegner aus Münster. Sie werden versuchen, ihre Stärken auszuspielen, um hier zu punkten. Sie investieren viel und geben nicht auf.“

Wenn es den Preußen gelingt, die Ereignisse der Woche hinter sich zu lassen und mit freiem Kopf aufzulaufen, dürfte das Spiel für Magdeburg alles andere als ein Selbstläufer werden. Die individuelle Qualität im Kader des FCM sollte man allerdings nicht unterschätzen. Personell muss der FCM auf Emir Kuhinja verzichten. Samuel Loric, Mo El Hankouri, Herbert Bockhorn und Alexander Ahl-Holmström sind zwar wieder teilweise im Training, stellen aber keine Optionen für den Spieltagskader dar.

Social Media und Co.

Die Diskussionen rund um die Hildmann-Entlassung schlugen hohe Wellen – auch und vor allem in den sozialen Netzwerken. Von Netiquette und Respekt war stellenweise kaum noch etwas zu spüren. Jeder schien noch ein Gerücht mehr, eine Meinung mehr oder eine Interpretation mehr beizusteuern.

Im Großen und Ganzen ließen sich drei Gruppen ausmachen:

  1. Die selbsternannten Insider, die Informationen streuten – oft ohne belastbare Quellen.

  2. Die Hildmann-Fans, die mit der Entscheidung der Vereinsführung haderten.

  3. Die nüchtern Argumentierenden, die sich auf sportliche Fakten stützten.

Problematisch wurde es, als der Ton zunehmend giftiger wurde. Meinungen wurden nicht diskutiert, sondern abgekanzelt. Sogar Moderatoren in Fan-Gruppen sahen sich dem Vorwurf der Parteilichkeit ausgesetzt – obwohl Meinungsäußerung auch für Moderatoren in einem respektvollen Rahmen legitim sein sollte.

Auch die Medien überschlugen sich mit Veröffentlichungen – im Stundentakt wurden Artikel und Kommentare veröffentlicht. Nicht wenige wirkten wenig fundiert, eher wie Schnellschüsse. Manche „Kommentare“ bestanden letztlich aus der Erkenntnis: Nach der Hildmann-Entlassung geht es um Klassenerhalt oder Abstieg. Eine solche Banalität zur Glanzleistung hochzuschreiben, ist schon beachtlich.

Kommunikationslinie nicht konsequent genug

Auch der Verein selbst muss sich Fragen gefallen lassen: Warum landeten Aussagen von Spielern bei der Bild, während der Klub öffentlich um Ruhe bat? Der Fokus hätte sofort auf das Sportliche gelenkt werden müssen – Hildmann weg, Training an, volle Konzentration auf den Ligaverbleib. Stattdessen: weitere Schlagzeilen, weitere Diskussionen. Ideal wäre es gewesen, Ole Kittner als alleinigen Ansprechpartner für die Medien zu benennen und den Rest des Teams zu medialer Zurückhaltung zu verpflichten. Das wäre ein deutliches Zeichen gewesen.

Hätte, wäre, wenn – aber jetzt zählt nur der Moment

Natürlich bringt es nichts, sich im Rückblick zu verlieren. Doch: Der Verein hat zweifellos zu spät reagiert. Eine Aussprache – intern wie extern – wäre nach den zahlreichen Last-Minute-Niederlagen längst fällig gewesen. Die Anzeichen waren da, das Unbehagen spürbar.

Hätten der SCP, Braunschweig und Ulm ab dem 28. Spieltag weitergepunktet wie zuvor, sähe die Tabelle heute anders aus. Doch insbesondere Braunschweig überraschte: Ohne Trainerwechsel schlugen sie Teams wie den HSV, Paderborn und Kaiserslautern. Seit dem 21. Spieltag holten die „Löwen“ 19 Punkte – Platz 2 in der Formtabelle dieser Phase. Die Preußen kamen im selben Zeitraum nur auf 9 Zähler. Auch Ulm punktete nach einem Trainerwechsel kräftig. Innerhalb weniger Spieltage verschärfte sich die Lage für Münster dramatisch.

All das war so nicht vorhersehbar – aber jetzt ist die Situation klar: Es sind nur noch drei Spiele. Die Mannschaft muss jetzt liefern.

270 Minuten für die Stadt, für den Verein

Die Tabelle lügt nicht. Jetzt zählt, was auf dem Platz passiert. Jeder Ballgewinn, jeder Sprint, jede Zweikampfszene kann über Klassenerhalt oder Abstieg entscheiden. Und was könnte ein größerer Ansporn sein als die starken Auswärtskulissen der Saison? Wer das noch einmal erleben will – in Liga 2 –, der muss jetzt alles geben. Blut, Schweiß, Leidenschaft. Für den Verein. Für die Stadt.

Alle zusammen für Preußen Münster!


Vorbericht Nullsechs.TV

Pressekonferenz Magdeburg

Der Spieltag

2024/2025 - 2. Bundesliga
Fr., 2. Mai 2025
- 18:30
FC Schalke 04
0 2
SC Paderborn 07
2024/2025 - 2. Bundesliga
Fr., 2. Mai 2025
- 18:30
1. FC Magdeburg
0 5
SC Preußen Münster
2024/2025 - 2. Bundesliga
Sa., 3. Mai 2025
- 13:00
SV Darmstadt 98
0 4
Hamburger SV
2024/2025 - 2. Bundesliga
Sa., 3. Mai 2025
- 13:00
Eintracht Braunschweig
2 2
Fortuna Düsseldorf
2024/2025 - 2. Bundesliga
Sa., 3. Mai 2025
- 13:00
SSV Ulm 1846
1 2
Hannover 96
2024/2025 - 2. Bundesliga
Sa., 3. Mai 2025
- 20:30
1. FC Köln
1 1
SSV Jahn Regensburg
2024/2025 - 2. Bundesliga
So., 4. Mai 2025
- 13:30
Hertha BSC Berlin
1 0
SpVgg Greuther Furth
2024/2025 - 2. Bundesliga
So., 4. Mai 2025
- 13:30
1. FC Nürnberg
1 3
SV Elversberg
2024/2025 - 2. Bundesliga
So., 4. Mai 2025
- 13:30
Karlsruher SC
2 2
1. FC Kaiserslautern
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