Wiedergutmachung in Würzburg – Preußen mit englischer Woche

Vorschau Würzburger Kickers
Vorschau Würzburger Kickers

Viel Zeit bleibt den Adlerträger nicht, um über die ärgerliche Niederlage gegen den Halleschen FC zu klagen. Denn bereits am Mittwoch steht das Nachholspiel bei den Würzburger Kickers an. Ein durchaus schwieriger Gang steht den Mannen von Horst Steffen in Unterfranken bevor. Denn bei den Remis-Königen der Liga ist es alles andere als einfach, an Punkte zu gelangen. Zwar gelang den Kickers bisher nur ein Sieg im heimischen Rund, allerdings verbuchte der Aufsteiger auch nur drei Niederlagen. So entstanden acht von 13 Unentschieden in der Flyeralarm Arena. Auch im Hinspiel kamen beide Mannschaften nicht über ein 0:0 hinaus und boten, bis auf zwei Aluminiumtreffer auf beiden Seite, spielerische Magerkost. Mit Platz zehn stehen die Aufsteiger jenseits zwischen gut und böse in der Tabelle. Die Konsequenz aus den vielen Remis, die ja bekanntlich ebenfalls weder gut noch böse sind.

„Back to the roots“-Coach und senegalesisches Flair

Aufstiegscoach bei den Unterfranken ist Bernd Hollerbach. Der gebürtige Würzburger wagte auch seine ersten fußballerischen Schritte in seiner Heimatstadt, bevor er mit dem FC St. Pauli, dem 1. FC Kaiserslautern und dem HSV seine Profi-Karriere startete. Sein Markenzeichen als beinharter linker Verteidiger war dabei sein stets körperbetonter und robuster Einsatz. Nur Stefan Effenberg kassierte mehr gelbe Karten, 98 Verwarnungen erhielt Hollerbach in seiner Bundesligazeit.  Im Anschluss an seine aktive Karriere kehrte er über die Umwege Lübeck, Wolfsburg (II) und Schalke (II) zurück nach Würzburg. Auf seine Mannschaft übertragen hat er seine harte Spielweise jedoch nicht, in der Fairplaytabelle stehen die Kickers im moderaten Mittelfeld und sind somit nicht auffällig, was Verwarnungen oder Platzverweise angeht. Auffällig ist jedoch eine Parallele, was das Trainerteam der beiden Mannschaften belangt. Gemeint sind nicht die beiden Trainer Hollerbach und Steffen, sondern vielmehr ihre Assistenten. Aufseiten der Preußen ist es der langjährige Publikumsliebling Babacar N’Diaye, auf Seiten der Würzburger assistiert mit Lamine Cissé ebenfalls ein Senegalese seinem Chef. Cissé ist zwei Jahre älter als Baba und beendete seine aktive Karriere auch bei den Würzburger Kickers, bevor er an die Seitelinie wechselte. In ihrer Historie streiften beide das Trikot von LR Ahlen über, jedoch kam Cissé unserem Babacar einige Jahr zuvor, insofern gibt es keine direkten Überschneidungen.

Ein Ex-Preuße und ein „Halber“

Eine direkte Überschneidung zwischen den beiden Kontrahenten vom Mittwoch gibt es allerdings. Nejmeddin Daghfous trug von 2011 bis 2012 zehn Monate das Trikot mit dem Adler auf der Brust. Sein glückloses Intermezzo endete mit einer Rückkehr zu seinem Heimatverein Mainz 05. Dort durfte er zeitweise sogar ein paar Minuten Bundesligaluft schnuppern. Dies machte ihn für den VfR Aalen, der damals noch im Unterhaus um Punkte kämpfte, attraktiv. Dort wusste er zunächst zu überzeugen, jedoch wurde er von einem Kreuzbandriss zurückgeworfen und konnte im Abstiegskampf nicht mehr eingreifen. Nach dem Abstieg wechselte er zu den Würzburger Kickers und ist dort hinter Amir Shapourzadeh der zweitbeste Scorer seines Teams. Ebenfalls von einem Absteiger (Erzgebirge Aue) wechselte Rico Benatelli an das Stadion am Dallenberg. Ein Wechsel, der nicht nur auf Preußenseite viele Fans und Verantwortliche überraschte. Benatelli schien einen unterschriftsreifen Vertrag vorliegen zu haben, die Nähe zu seiner Familie wäre auch nach seinem Aufenthalt im Osten wieder vorhanden gewesen. (Sein Vater trainiert den CSV Bochum Linden, auch er selber startete seine Karriere in Bochum beim VfL). Die Unterschrift beim SCP schien fast nur noch Formsache und viele Fans des SCP hatten sich schon auf einen jungen Mittelfeldstrategen aus der Umgebung mit Zweitligaerfahrung gefreut. Doch der andere SCP aus Paderborn funkte dazwischen und bot Benatelli ein Probetraining an. Unterdessen entschied sich der SCP gegen eine Verpflichtung Benatellis und machte die Leihe von Elie Laprevotte aus Freiburg dingfest. Im Nachhinein eine Verpflichtung, die nicht enttäuschte und Benatelli in den Köpfen vieler Anhänger vergessen machte.

Spielbericht - Preußen Münster - Würzburger Kickers

Amachaibou traf im Hinspiel nur den Pfosten. Trifft er am Mittwoch ins Schwarze?

Foto: Muensteralbum.de

Viele bekannte Gesichter und ein Problem beim Aufsteiger

Ähnlich wie der SCP vollzogen auch die Kickers einen Umbruch im Kader. Elf Neuzugänge standen zehn Abgängen gegenüber. Außer Stefan Lewerenz (Holstein Kiel, wollte zurück in seine norddeutsche Heimat) gelang es alle Leistungsträger zu halten und diesen Kader sinnvoll zu ergänzen. Mit Paul Thomik und Daniel Nagy wurden zwei ehemalige Osnabrücker Leistungsträger verpflichtet und mit den oben genannten Nej Daghfous und Rico Benatelli zwei Spieler mit Zweitligaerfahrung. Hinzu kam in der Winterpause der Transfer von Elia Soriano der auf dem Kickers-Trikot lediglich das Stuttgart gegen Würzburg austauschen musste. Der Angreifer soll das größte Problem der Unterfranken lösen. Mit gerade mal 20 Toren bieten die Kickers den schlechtesten Angriff der Liga auf. Dem gegenüber steht mit 16 Gegentoren auch die zweitbeste Abwehr der Liga, weswegen die Kickers bisher mit den unteren Tabellenplätzen wenig bis gar nichts zu tun hatten. Tore sind also Mangelware in Nordbayern. Auch die letzten beiden Spiele gegen den VfB Stuttgart II und Erzgebire Aue endeten torlos. Insgesamt konnten die Schiedsrichter in Partien mit Würzburger Beteiligung in acht Partien keine Treffer notieren. Das 0:0 gegen den Tabellenzweiten Aue war in Anbetracht des „Torgeizes“ (Würzburg: 20:16, Aue 21:14) beider Teams vielleicht vorhersehbar, jedoch durchaus ein Remis mit Ausrufezeichen. Ein Vorteil für unseren SCP könnte jedoch sein, dass Würzburg erst am Sonntag in Aue spielte und somit einen Tag weniger Regeneration hat, als die Adlerträger.

Schwache Preußen wieder mit mehr Alternativen

Apropos Adlerträger. Genug von Gegner aus Würzburg. Am meisten ärgerten sich die Spieler über die Niederlage gegen den HFC wohl selber. Denn bis auf den ungeliebten lila-weißen Nachbarn und den Spitzenreiter Dresden patzte die Konkurrenz aus Aue, Großaspach und Magdeburg im Führungssextett der Tabelle. Ein Sieg wäre ein klassischer „Big-Point“ gewesen. Diesen gilt es, wenn möglich in Wüzrburg, nachzuholen. Doch wie schwierig Siege gegen die tiefstehenden Bayern sind, wurde ja bereits erläutert. Aufbauen sollte Preußen-Trainer Horst Steffen in seinem „Matchplan“ auf die erste halbe Stunde gegen Halle. Schnelles und direktes Spiel Richtung Tor des HFC konnten die Preußenfans dort beäugen. Doch die restliche Spielzeit lief leider kaum mehr etwas zusammen und man musste sich gegen stark verteidigende Sachsen-Anhalter geschlagen geben. Damit am Mittwoch die Bilanz im Jahr 2016 wieder aufpoliert wird, stehen Horst Steffen wohlmöglich drei Rückkehrer in der Zentrale zur Verfügung. Eigentlich wären Elie Laprevotte und Benjamin Schwarz schon gegen Halle Kandidaten gewesen, Steffen wollte jedoch kein Risiko eingehen und gönnte ihnen noch etwas Zeit. Am Mittwoch könnte es schon anders aussehen, eventuell stößt auch Danilo Wiebe zurück zum Team und sitzt im Bus nach Würzburg, was Horst Steffen in der Zentrale ein Luxusproblem bescheren dürfte. Dies hat er in der Innenverteidigung jedoch nicht. Marc Heitmeier ist frühestens eine Alternative im übernächsten Auswärtsspiel am Samstag in Bremen. Insofern dürfte der Preußencoach erneut Lion Schweers und Marco Pischorn das Vertrauen schenken. Beide schienen beim Gegentor am vergangenen Samstag etwas zu weit weg vom Gegner, ansonsten war ihnen aber aufgrund der mangelnden Anspielstationen im Mittelfeld in Durchgang zwei kaum ein Vorwurf zu machen.

Ein Punkt silber, drei Punkte gold

Mit einem Punkt und einem damit verbundenen Unentschieden würden die Preußen zumindest auf drei Punkte Rückstand auf Platz vier und vier Punkte Rückstand auf Platz drei verküren. Auch dann wäre im weiteren Verlauf das Ziel des vierten Platzes durchaus noch greifbar. Auswärts einen Punkt nimmt man normalerweise immer gerne mit. Doch in Anbetracht der Tatsache, dass nun zwei Auswärtspartien innerhalb weniger Tage anstehen, würde ein Sieg das vergangene Wochenende wieder vergessen machen. Insofern heißt es auch am Mittwochabend unter bayrischem Flutlicht wieder…

Auf geht’s Preußen, kämpfen und siegen!

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