Bis auf einen kurzen Abstecher in die 2. Bundesliga, der trostlos mit dem letzten Platz endete, ist der SSV Jahn Regensburg stets ein wenig wahrgenommener Drittligist. Auch in der aktuellen Spielzeit scheint der SSV wenig Anstalten zu machen, die Liga zu verlassen. Verabschieden muss man sich in naher Zukunft wohl nicht vom Gegner, dafür aber vom städtischen Jahnstadion, das ab nächster Saison ausgedient haben soll. Seit Januar 2014 entsteht an anderer Stelle ein neues, reines Fussballstadion für 52,7 Millionen Euro. Das darf man sich als Münsteraner gerne auf der Zunge zergehen lassen. Während man im heimischen Preußenstadion immer noch im Großteil des Stadions marode Zustände hat, stellt man im nicht einmal halb so großen Regensburg einem unbeachteten Drittligisten einen 50-Millionen-Palazzo mit einer Gesamtkapazität von 15.000 Zuschauern hin. Jahn Regensburg bewegt aktuell gerade einmal 3.500 Leute im Schnitt ins Stadion.
Lassen wir das bisschen Neid außen vor. In dieser Spielzeit geht es zum wohl letzten Mal in das städtische Jahnstadion. Schaut man sich dieses genauer an, wird auch erkenntlich, warum es kurz vor dem Abriss steht. Seit 1926 ist das Stadion die Heimspielstätte von Jahn Regensburg, wobei das Hauptspielfeld erst in den Nachkriegsjahren zu einem richtigen Stadion erweitert wurde. Aus dieser Zeit stammt auch der Zuschauerrekord von 30.000 Fans, der bei der Partie gegen SpVgg Fürth im Februar 1950 aufgestellt wurde. In den folgenden Jahren ging es es sportlich mit dem SSV abwärts, am Stadion nagte über Jahrzehnte der Zahn der Zeit.
Um den Spielbetrieb aufrecht erhalten und die Lizenzbedingungen des DFB erfüllen zu können, waren in den letzten 25 Jahren verschiedene Modernisierungen nötig. Neues Flutlicht, mehr Kapazität, höhere Sicherheit, Sitzschalen statt Holzbänke. Die aktuelle und somit letzte Version des Stadions ist somit eine Mischung aus alten Tribünen und neueren Stahlrohrelementen, die eine Gesamtkapazität von 12.500 Zuschauern ermöglichen.
Die Haupttribüne befindet sich im Westen des Stadions und besteht aus der ursprünglichen Tribüne von 1931 sowie zwei neueren Stahlrohrvortribünen. Gänzlich neu ist die 2012 errichtete Hintertortribüne im Norden, ebenfalls eine Stahlrohrkonstruktion. Sie bietet im oberen Bereich 1.200 überdachte Sitzplätze sowie im unteren Bereich 1.700 unüberdachte Stehplätze. Nichtsdestotrotz stehen die Heimfans auf der urtümlichen Gegengerade, Höhe der Mittellinie, die keine Überdachung oder Komfort dafür aber 4.000 Zuschauern Platz bietet.
Als Gast findet man sich in der einzig verbliebenen Kurve im Süden des Stadions ein. Hier gibt es ebenfalls kein Dach und somit keinen Witterungsschutz sowie keine akustische Unterstützung beim Support. Die Sicht ist in der Kurvenmitte durch die Entfernung zum Spielfeld ebenfalls dürftig. Also ganz wie zuhause. Da die komplette Kurve den Gästen vorbehalten ist, kann man sich auch am Rand und somit näher am Spielfeld positionieren. Die komplette Kurve bietet immerhin über 3.000 Leuten Platz, wovon der SCP im Normalfall nur wenige Hundert belegt. Auch auf der Heimseite wird die Stadionkapazität nur dürftig beansprucht. Wie eingangs erwähnt finden im Schnitt knapp 3.500 Fans den Weg in das städtische Jahnstadion, was einer Auslastung von mageren 28% entspricht.
Mit einer Distanz von 596 Kilometer ist Regensburg recht weit von Münster entfernt. Diesen Wert kann nur Unterhaching überbieten. Aufgrund dessen und der geringen Attraktivität des Gegners fahren für gewöhnlich nur wenige Hundert SCP-Anhänger nach Ostbayern. Karten kauft man sich also entspannt vor Ort, der Preis dafür liegt mit 11,- Euro (Vollzahler) bzw. 9,- Euro (Ermäßigt) recht hoch, bedenkt man den Zustand und Komfort des aktuellen Stadions. Die Anreise empfiehlt sich mit einem der Fanbusse oder dem Auto. Das Stadion liegt mitten in einem Wohngebiet, kostenfreie Parkplätze gibt es aber unweit des Stadions genügend.
Städtisches Jahnstadion
Kapazität insgesamt: | 12.500 |
Kapazität Sitzplätze: | 3.055 (2.148 Überdacht) |
Kapazität Stehplätze: | 9.445 (Unüberdacht) |
Besonderheiten: | Mittem im Wohngebiet |
Wird 2015 abgerissen | |
Mix aus alten und neuen Tribünen |
Anfahrt: