Das Derby, welches keines sein durfte

Spielbericht - SC Preußen Münster - VfL Osnabrück 0:0
Foto: Muensteralbum.de

Es war einmal vor langer Zeit in einem weit entfernten Land ein Derby. Dieses Derby hatte alles was ein Derby braucht. Ein kampfbetontes packendes Spiel, Fans, die ihren Verein zum Sieg schreien wollen, ein Fahnenmeer und einen verdienten Sieger. Hach wäre das ein schönes Märchen. Leider sieht die Realität anders aus und so fand das Derby gegen unsere liebenswerten Nachbarn aus Niedersachsen ohne Gästefans, ohne Fahnen und ohne einen verdienten Sieger statt.

Spielerisches Vorgeplänkel
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Ich hatte schon Derbys, die mich mehr faszinierten. Bis kurz vor Spielbeginn war ich mir in keinster Weise sicher, ob ich mir das überhaupt antun wollte. Aber irgendwie zog es mich dann doch zum Stadion um den SCP zu sehen. Ich konnte es mir dann doch nicht entgehen lassen. Immerhin dieses Novum gab es für mich: Es war ohne Probleme möglich an den Tageskassen noch an Karten zu kommen. Wann hatte man das schon mal bei einem Derby? Auf dem Hinweg dann sah man auch schon eine Kolonne von Einsatzwagen der Polizei, die aber nicht wegen der Fantrennung dort rumstanden sondern, weil die Osnabrücker Fans eine Demo angemeldet hatten. Ganze 180 Osnasen verirrten sich ins schöne Münster, um ähnlich wie die Preußen am Vortag, gegen Repressionen und den Gästefanausschluss zu demonstrieren. Kleiner Einwurf: Liebe Politiker aus Osnabrück und Niedersachsen, seht ihr wie eine Demo funktionieren kann? Man kann sehr wohl Menschen durch eine Stadt laufen lassen ohne das etwas passiert. Wieso ihr das nicht hinbekommt? Keine Ahnung, aber Demonstrationen dürfen unangenehm sein.

Nichtsdestotrotz ein paar Lowinen getrunken und dann ab ins Stadion. Dies ging erstaunlich schnell von statten, eine kleine Kontrolle hat man auch über sich ergehen lassen aber das ist ja obligatorisch und dann war man drin. Überall um einen herum kaum Menschen, die man kennt geschweige denn überhaupt schon mal gesehen hat. Ein befremdliches Bild. Ich bin mir bewusst, dass so ein Spiel viele Eventfans oder Weniggänger anzieht, aber man merkte direkt, dass sehr viele bekannte Gesichter fehlten. Auch auf meinem Stammplatz dieses befremdliche Bild. Na ja, man war dann halt nur da, um Fußball zu gucken. Trotzdem hatten sich einige Menschen in der FGK eingefunden.

Anpfiff
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Den Spielern schien die seltsame Kulisse nicht zu stören. Die gaben von Minute 1 an Vollgas. Mir persönlich fehlte einfach das Singen. Es gab zwar ein Hintergrundgemurmel der 10.000 Zuschauer, aber viele Gespräche bezogen sich mehr auf den BVB oder auf Schalke 04. Nein, das war zumindest auf den Rängen kein Derby. Auch die wenigen zaghaften Versuche der Gegengerade so etwas wie Stimmung zu erzeugen, waren mehr kläglich als eine Bereicherung für das anwesende Publikum.

Und die Mannschaft? Die spielten die Osnabrücker gnadenlos an die Wand. Das Spiel ging die ganze Zeit nur in Richtung des Osnabrücker-Tores und bereits nach 7 Minuten erklang aus den Lautsprechern: „Preußen, Preußen“, die allseits bekannte Tormelodie. Lion Schweers hatte die Kugel nach einer Ecke über die Linie gedrückt. Doch Schiedsrichter Marco Fritz gab den Treffer nicht aufgrund eines „Fouls“ von Grimaldi. Manchmal reicht es halt sich einfach fallen zu lassen. Na ja, egal dennoch ging das Spiel munter weiter in Richtung des Gegners. In der 14. Minute vergab Kara eine Großchance nach einem Doppelpass mit Laprevotte. Im Gegenzug dann die erste Chance für Osnabrück durch Sembolo doch Lomb parierte überragend. Was sollen wir nächste Saison bloß ohne ihn tun?

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In der 15. Minute verließen dann auch die Ultras mitsamt Umfeld die Fiffi-Gerritzen-Kurve, um gegen die Repressionen zu demonstrieren. Ganz stark: in disem Moment begannen Teile der Gegengerade (ich glaube aus Block L) den Wechselgesang einzustimmen und „Ihr habt bezahlt ihr könnt jetzt gehen“ oder „Auf Wiedersehen“ zu rufen, wow das habt ihr super gemacht……..nicht. Man kann zu dem Protest ja stehen wie man will, den Leuten aber so in den Rücken zu fallen, geht gar nicht. Stimmungstechnisch wurde es dann auch nicht besser, weil keine Seite im Stadion in der Lage oder Willens war das Vakuum der Ultras zu füllen. Man beschränkte sich dann einfach auf schreien bei jedem Foul und jeder noch so kleinen Chance. Stimmungsbezogener Support ist schon etwas feines.

Spielerisch ging es so weiter. Die Preußen taten viel für das Spiel und erspielten sich massig Chancen durch Laprevotte, Hoffmann und Bischoff. Doch die Kugel wollte einfach nicht über die Linie. So einen Dusel muss man auch mal haben. Die beste Chance vergab dann in der 1. Halbzeit noch Grimaldi, der frei vorm Tor stehend aus 6 Metern an Schwäbe scheiterte. Scheint sowas wie unser Lomb zu sein, denn ohne ihren Torwart und Schiedsrichter lägen die Osnabrücker bereits 3:0 hinten und das völlig verdient.

2. Halbzeit 
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In der zweiten Halbzeit dann eigentlich genau das selbe Bild. Stimmungstechnisch war das Bezirksliga aber spielerisch bot das Spiel sehr gute Unterhaltung. Auch oder gerade weil die Osnabrücker nun etwas besser ins Spiel kamen entwickelte sich langsam ein richtiger Derbyfight zwischen den beiden Friedensstädten. Trotzdem strahlten die Osnabrücker nie wirklich Torgefahr aus, ich hatte zumindest nie das Gefühl, dass wir das Spiel verlieren würden. Grimaldi ackerte und ackerte scheiterte aber immer wieder an Schwäbe, der einen Sahnetag erwischt hatte. Kurz vor Abpfiff gab es dann nochmal eine Rudelbildung als Chahed versuchte Zeit zu schinden, indem er mit Ball unterm Arm einfach mal weglief und diesen auch nicht hergeben wollte. Bischoff lief darauf zum Ort des Geschehens und nahm ihn in den Schwitzkasten um an den Ball zu kommen. Ornatelli wurde dann Bischoff gegenüber handgreiflich. Alle drei Akteure bekamen die gelbe Karte dafür. Und ja, man muss sich nicht so theatralisch fallen lassen aber dieses unfaire Zeitschinden ist auch nicht die feine englische Art. Man merkte dabei aber besonders bei Bischoff wie wichtig ihm ein Sieg gewesen wäre und das sah man im ganzen Spiel auch der Mannschaft an, was ich ihnen hoch anrechne. Kein Spieler der Preußen war wirklich schlecht und manchmal fehlt einfach das Quäntchen Glück. Ich weiß immerhin jetzt, wie sich gegnerische Mannschaften fühlen müssen, die dauerhaft an Lomb scheitern. Wie man es jedoch wie Osnabrück schafft, so weit oben zu stehen nach so einer miserablen Leistung bleibt mir ein Rätsel. Ich schließe mich jedenfalls Bischoffs Meinung an und sage: „Das war die beste Leistung im Jahr 2016“ Leider mit einem unverdienten Unentschieden, aber darauf kann man aufbauen, vielleicht schon im nächsten Auswärtsspiel bei den wiedererstarkten Kickers?

Fazit
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Unterm Strich war das Unentschieden zu wenig. Dennoch ist dies eine Leistung auf die man unbedingt aufbauen kann. Das Spielsystem von Horst Steffen scheint Früchte zu tragen und man sollte dem Trainer jetzt Zeit geben, sich seine Mannschaft für die nächste Saison aufbauen zu können. Laprevotte und Philipps sollten gehalten werden – sofern möglich – und auch ein Tritz gefällt mir immer besser. Lomb wird wohl leider weg sein nach dieser Saison. Aber dieses Spiel macht Mut auf mehr. Dennoch war es kein Derby auf den Rängen. Diese Atmosphäre möchte ich so am liebsten nie mehr erleben müssen.


Daten zum Spiel

SCP: Lomb – Kopplin, Schweers (Heitmeier, ), Pischorn, Tritz – Laprevotte, Philipps, Bischoff – Hoffmann (Reichwein, 89.), Grimaldi, Kara
Osnabrück: Schwäbe – Bleker, Pisot, Willers, Kandziora (Odenthal, 63.) – Ornatelli, Chahed, Syhre, Hohnstedt – Savran, Sembolo (Krasniqi, 83.)

Tore: /

Gelbe Karten: Bischoff / Ornatelli, Krasniqi

Zuschauer: 10.077

Schiedsrichter: Marco Fritz (Korb)


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