Erstes Tor, erster Punkt – 1:1 gegen Duisburg
Eigentlich war alles angerichtet. Mit dem MSV Duisburg ein attraktiver Gegner, 9500 Zuschauer im Stadion, eine tolle Choreographie und auch die Mannschaft spielte so, dass der Funke auf das Publikum sprang und endlich Feuer im Hexenkessel Preußenstadion war. Um ein Haar hätte Adriano Grimaldi den Abend in der 88. Minute veredelt doch sein Kopfball flog am Tor vorbei. So stand am Ende ein 1:1 Unentschieden zu Buche. Über 90 Minuten gesehen ein durchaus gerechtes Ergebnis. Doch der Reihe nach…
Bischoff und Tritz für Mangafic und Tekerci
Im Vergleich zur Vorwoche und der Pleite gegen Hansa Rostock veränderte Trainer Horst Steffen seine Elf auf zwei Positionen. Aufgrund einer Rotsperre war Denis Mangafic zum Zuschauen verdammt. Ihn ersetzte Stephane Tritz, der seine Sache sehr ordentlich machte. Im Mittelfeld feierte Amaury Bischoff sein Startelfdebüt in dieser Saison und agierte neben Michele Rizzi und Sandrino Braun. Dafür rückte Mehmet Kara eine Position nach vorne und durfte über die linke Außenbahn wirbeln, während Sinan Tekerci mit einem Bankplatz Vorlieb nehmen musste.
Taktisch konnten die Zuschauer ohne Ballbesitz ein 4-3-3 erkennen. In Ballbesitz, zumeist nach Abstößen von Torhüter Maximilian Schulze Niehues agierten die Adlerträger mit einer Fünferkette, denn Michele Rizzi ließ sich immer öfter zwischen die Innenverteidiger Sebastian Mai und Lion Schweers fallen, um den Spielaufbau aus der Tiefe zu gestalten. Dabei war ebenfalls auffällig, dass die zentralen Mittelfeldspieler in Form von Bischoff (links) und Braun (rechts) in Ballbesitz weiter außen agierten und somit Platz in der Mitte für Rizzi schufen. Insbesondere Bischoff stand nach dem Trubel der letzten beiden Wochen im Blickpunkt der Fans und wusste durchaus zu überzeugen. Wenngleich das Mittelfeld noch lange nicht als sattelfest bezeichnet werden kann, so war dies eine erhebliche Steigerung gegenüber dem Derby for elf Tagen.
Duisburger Rotation
Duisburgs Trainer Ilja Gruev rotierte im Vergleich zum Unentschieden in Osnabrück direkt fünfmal. Brandstetter, Özbek, Leutenecker, Bomheuer und Bröker ersetzten Iljutcenko, Wiegel, Albutat, Klotz und Hajri. Ein Beweis für die hohe Qualität des Duisburger Kaders, denn ein Qualitätsverlust war kaum sichtbar, zumal ein Kingsley Onuegbu, in der Aufstiegssaison des MSV treffsicherster Stürmer, bisher erst acht Einsatzzeit erhielt. Die taktische Ausrichtung beim MSV war in dieser Form ein 4-2-3-1, wobei Janjic als offensiver Mittelfeldspieler immer öfter im Sturmzentrum neben Brandstetter agierte. Thomas Bröker kam über die linke Außenbahn, auf rechts traf Tugrul Erat auf seinen besten Freund Jeron Al-Hazaimeh. Schnellhardt und Özbek bildeten die Doppelsechs vor einer Viererkette.
Tolle Choreographie der Fiffi-Gerritzen-Kurve
Vor Spielbeginn huldigten die Preußenfans in der Ostkurve dem guten alten Preußenstadion, dass mittlerweile sein 90-jähriges Bestehen feiert. Eine aufwendige Choreographie wurde dafür gestaltet und für den ersten Gänsehautmoment am Abend sorgte. Bereits gegen Osnabrück war dies geplant, doch wurde verhindert und kam somit erst gestern zum Einsatz.
Gut begonnen, stark nachgelassen – Die erste Halbzeit
Wie bereits gegen Osnabrück starteten die Adlerträger gut in die Partie und es machte sich eine „Jetzt-erst-Recht“-Mentalität bemerkbar. Es wurde mutig nach vorne gespielt und bereits früh setzte sich Adriano Grimaldi hervorragend auf der rechten Außenbahn durch und scheiterte nur knapp am gut reagierenden Mark Flekken im Duisburger Tor. Die erste Viertelstunde zeigte eine offene Partie mit leichten Vorteilen für die Adlerträger, insgesamt ein guter Auftritt beider Mannschaften und eine ansehnliche Drittligapartie. Doch nach 20 Minuten kam ein Bruch in das Spiel der Preußen. Der Grund dafür war, dass Zlatko Janjic eine Ecke auf den kurzen Pfosten schlenzte und Dustin Bomheuer die Kugel über seinen Kopf gleiten ließ, sodass der Ball sich über Schulze Niehues ins Tor senkte. Der Rückstand setzte den Preußen zu und in dieser Phase war es hauptsächlich Amaury Bischoff, der einen kühlen Kopf behielt und den verunsicherten Adlerträger Stabilität verlieh. Symbolisch dafür war es in der 45. Minute ein Einwurf zu Gunsten des SCP, den Bischoff unbedingt noch ausführen wollte, doch der Rest der Mannschaft schon abgeschaltet hatte, sodass Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck zur Halbzeit pfiff.
Neuer Schwung durch Debütanten Weißenfels
Während Horst Steffen zur Pause noch keine Wechsel vollzog, tat er dies nur elf Minuten nach Wiederanpfiff. Und es sollte sich lohnen. Denn für die bis dahin blassen Sandrino Braun und Tobias Rühle kamen Sinan Tekerci und Jesse Weißenfels. Weißenfels feiert damit 14 Monate nach seiner Vertragsunterschrift in Münster endlich sein Pflichtspieldebüt in Münster. Zudem bewies er direkt, dass er mit seiner Technik und seinem Tempo den Preußenfans noch viel Spaß bereiten kann.
Taktisch ordneten sich die Mannen von Horst Steffe neu, sodass Bischoff und Rizzi die Doppelsechs bildeten, Tekerci und Weißenfels über die Außenbahnen kamen und Kara bis zu seiner Auswechslung als hängende Spitze hinter Grimaldi agierte. Die beiden Joker waren es auch, die den Elfmeter in der 74. Minute initiierten. Ein langer Diagonalball von Sinan Tekerci war für Jesse Weißenfels gedacht. Dieser stellte den Körper gegen Wolze geschickt rein, sodass selbiger ein Foul provozieren wollte, sich fallen ließ und dabei den Ball mit der Hand berührte. Das alles geschah im eigenen Strafraum sodass Dr. Jöllenbeck auf den Punkt zeigte. Vor der Partie hatte sich Horst Steffen auf Amaury Bischoff als Elfmeterschützen festgelegt.
Bischoff trat an und ließ sich auch nicht von den Provokationen des Duisburgers Bajic gegen Tekerci ablenken. Er behielt die Nerven und versenkte den Ball zum ersten Saisontor der Preußen im Tor von Mark Flekken. Der Bann war nach 254 torlosen Minuten endlich gebrochen. Nur eine Minute später wäre Jesse Weißenfels auf und davon gewesen und hätte zum 2:1 einschieben können, doch der Schiedsrichter entschied auf Foulspiel von Adriano Grimaldi. Eine fragwürdige Entscheidung und im gesamten Spiel war die Zweikampfbewertung auf beiden Seiten sehr undurchsichtig. Doch Grimaldi selber hätte den Sack zu machen können, wenn er den Kopfball in der 88. Minuten versenkt hätte.
So bleibt unter dem Strich ein verdientes Unentschieden gegen ambitionierte Zebras und die Erkenntnis, dass sich die Adlerträger durchaus von Spiel zu Spiel steigern. Mit einer weiteren Steigerung ist dann auch ein Sieg beim Ex-Rizzi-und-Rühle-Klub Großaspach drin. Dort geht es bereits am Samstag weiter. Viel Zeit bleibt den Adlerträgern nicht, doch auch wenn man nach drei Spieltagen Platz 19 belegt, die Truppe in der gestrigen Form kann noch viel Spaß bereiten. Denn sie kämpft und hat Moral bewiesen – mit Amaury Bischoff an der Spitze.
Daten zum Spiel
Preußen: Schulze Niehues – Tritz, Shweers, Mai, Al-Hazaimeh – Braun (Tekerci, 56.), Rizzi, Bischoff – Rühle (Weißenfels, 56.), Grimaldi, Kara (Jordanov, 71.)
Duisburg: Flekken – Leutenecker, Bajic, Bomheuer, Wolze – Erat (Biegel, 60.), Schnellhardt, Özbek (Dausch, 75.), Bröker – Janjic, Brandstetter (Iljutcenko, 79.)
Tore: 0:1 Bomheuer (20.) 1:1 Bischoff (74.)
Gelbe Karten: Bischoff, Rizzi, Grimaldi, Al-Hazaimeh / Özbek
Zuschauer: 9544
Schiedsrichter: Dr. Matthias Jöllenbeck
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