Keine Punkte am Mittwoch: Preußen beim 0:2 in Duisburg chancenlos
Als der SC Preußen Münster im Februar 2017 in Duisburg mit 3:2 unterlag, gab es viele Aufreger. Die rote Karte für Benny Schwarz, ein verwehrter Elfmeter, dazu der bittere Nackenschlag in der Nachspielzeit, das alles sorgte für große Aufregung. Gestern hingegen siegte der MSV Duisburg relativ unspektakulär. Mit 2:0 brachten die Meidericher den zweiten Sieg im zweiten Heimspiel souverän über die Bühne. Eigentlich könnte man den Spielbericht hier schon beenden. Doch versuchen wir den Ursachen ein wenig auf den Grund zu gehen.
Das Drumherum: Catering desaströs, Stimmung passabel
Das Catering in Duisburg, man kann es nicht anders sagen, war eine reinste Katastrophe. Geschmacklich miserable Pommes die absolut versalzen waren. Das ist ärgerlich, kann aber auch passieren. Was aber noch viel mehr stört: Ketchup, Senf und Mayo aus kleinen Plastikbeutel, eine Umweltsauerei sondergleichen. Auf Nachfrage konnte man bei Twitter lesen, dass es eine Aufforderung der Polizei Duisburg sei. Kann man so glauben, klingt aber irgendwie nicht ganz plausibel. An die alkoholfreie Plörre, die man vor den Gittern erwerben konnte, hat man sich in Duisburg ja schon fast gewöhnt, aber auch Softdrinks ohne Kohlensäure sind nur mittelmäßig genießbar.
https://twitter.com/Luwinenseeger/status/1156803139804258306?s=20
Das hielt dennoch eine gute Anzahl von Preußen-Fans nicht davon ab, sich im Auswärtsblock zu sammeln und nach dem guten Start mit vier Punkten aus zwei Spielen auf ein spannendes Spiel zu hoffen. Circa 600-750 Fans waren schätzungsweise vor Ort, die aktive Fanszene betrat das Stadion erst zur 40. Minute. Gerüchten zufolge gab es Stau bei der Anreise und Fahnenprobleme beim Einlass ins Stadion.
Die erste Halbzeit: Gut bedient mit einem 0:0
Im Gegensatz zur Partie gegen Jena änderte Sven Hübscher drei Positionen. Cueto rückte für Schnellbacher auf Linksaußen in die Startelf. Brandenburger ersetzte den verletzten Maurice Litka, wofür Kevin Rodrigues Pires eine Position nach vorne rückte und Rufat Dadashov stürmte nach zwei Joker-Einsätzen für Heinz Mörschel an vorderster Front.
In den ersten Minuten kamen die Adlerträger gar nicht schlecht ins Spiel, Seref Özcan bereitete MSV-Linksverteidiger Arne Sicker große Probleme, wenngleich es wieder auffällig war, dass die rechte Seite erneut aktiver war, als die linke. So kam es auch, dass Rufat Dadashov sich nach zehn gespielten Minuten ein Herz fasste und einen strammen Flachschuss aufs kurze Eck zog, den Duisburgs Keeper Leo Weinkauf noch gerade so um den Pfosten lenken konnte.
Doch es sollte der einzige Abschluss aufs Tor bleiben, denn alsbald übernahm die Mannschaft von Torsten Lieberknecht das Kommando. Die größte Chance im ersten Durchgang hatte Vermeij, nachdem er von Albutat eingesetzt wurde und das Spielgerät aus wenigen Metern neben den Pfosten setzte. In der Folge warf sich insbesondere Simon Scherder öfter in die Abschlüsse der Duisburger. Selten hatte man den Ur-Preußen so emotional aufgebracht gesehen, wie in der Szene, als er eine Doppelchance mit letzter Kraft vereitelte.
Doch ging es mit einem 0:0 in die Kabine und wer die 3. Liga kennt, der weiß, dass nicht immer die überlegene Mannschaft gewinnt, sondern auch ein Standard für die spielschwächere Mannschaft entscheidend sein kann.
Die zweite Halbzeit: Duisburg dreht auf
Diese Hoffnung wurde jedoch jäh enttäuscht. Konnten die Preußen noch im ersten Durchgang gelegentlich Entlastungsangriffe fahren, gab der Gastgeber von Minute 46 den Takt vollkommen an. So dauerte es gerade einmal vier Zeigerumdrehungen, bis die Zebras das erste mal jubeln durften. Joshua Bitter durfte von rechts völlig unbedrängt flanken, Schauerte war Holland-Schlaks Vermeij im Kopfball unterlegen und der Ball prallte von Schulze Niehues noch gegen den Pfosten, den Abpraller versenkte Tim Albutat jedoch unhaltbar.
In der Folge rettete Schulze Niehues noch zweimal gegen Daschner und Stoppelkamp, dieses Duo sollte jedoch maßgeblich am zweiten Tor beteiligt sein. Nach einem der vielen Ballverluste im Mittelfeld schaltete Duisburg um. Daschner ließ mit einer gekonnten Bewegung Rodrigues Pires aussteigen und sezierte mit einem perfekt getimten Schnittstellenpass auf Stoppelkamp die Hintermannschaft der Preußen. Stoppelkamp, auf und davon, ließ im Strafraum den heran eilenden Simon Scherder noch aussteigen und vollendete eiskalt zur Vorentscheidung. In der Folge wechselte Sven Hübscher mit Schnellbacher und Mörschel zwei frische Offensivkräfte ein, jedoch kamen beide aus der Sicht einiger Fans viel zu spät ins Spiel.
Woran es haperte…
Das Hauptproblem war, ähnlich wie in München, das Offensivspiel. Rufat Dadashov wirkte schon nach seiner Einwechslung gegen Jena nicht komplett bei der Sache und man sah nach seinem Startelfeinsatz in Duisburg jetzt auch nicht den notwendigen Biss, den man haben sollte, wenn man zuvor nur Joker war. Rodrigues Pires fehlt die Schnelligkeit eines Maurice Litka für die Umschaltmomente und so entsteht halt in 90 Minuten nur eine Torchance. Der MSV stand hinten sicher und hatte so keine großen Probleme die Null zu halten.
Das Tempodefizit in der Innenverteidigung ist durchaus vorhanden, allerdings gehörten Kittner und Scherder am gestrigen Tag noch zu den besseren Adlerträgern. Doch auch sie leiden durchaus unter den hochstehenden Außenverteidigern und werden so immer häufiger in Laufduelle verstrickt. Womit wir auch schon beim nächsten Problem wären: Normalerweise ist Niklas Heidemann eine absolute Bank auf der linken Seite, am Mittwoch fehlte ihm jedoch jeglicher Zugriff auf das Spiel und er wirkte mithin überfordert.
Es bleibt spannend, wer der neue „Herausforderer“ (Zitat Metzelder) werden soll, dass es notwendig ist, hat man gestern jedoch gesehen. Denn auch ein junger Spieler hat mal solche Spiele dabei und lernt aus ihnen, das kann alles passieren und Spiele wie gestern muss man der jungen Mannschaft auch im Allgemeinen zugestehen.
Dem SCP wurden insofern gestern die Grenzen aufgezeigt – ja. Nimmt man am Samstag etwas Zählbares gegen Kaiserslautern mit, ist der Start in die Saison dennoch absolut in Ordnung. Die junge Mannschaft muss sich finden und – das ist eine der positiven Erkenntnisse – es scheiterte gestern an der fußballerischen Klasse, nicht an der Einstellung. Da gab es auch schon andere Mannschaften hier in Münster. Deswegen bleibt zu hoffen, dass die Niederlage die Jungs nun nicht aus der Bahn wirft und am Samstag wieder das Heimspiel-Gesicht aus der Partie gegen Jena gezeigt wird.