Weißt Du noch?: Die Hitzeschlacht gegen Werder Bremen
Seit 2015 hat der SC Preußen Münster kein DFB-Pokal Spiel mehr bestritten, da die Adlerträger immer vorzeitig aus dem Westfalenpokal ausgeschieden sind. Auch den 4. Platz in der Liga konnte man seither nicht mehr erreichen, der für die Qualifikation ausgereicht hätte.
Immer nah dran – immer knapp gescheitert
Doch es gab noch die Zeiten, in denen man mehrere Jahre zum Aufgebot der 1. Hauptrunde zählte. Nachdem man den VfL Bochum 2008 bis ins Elfmeterschießen zwang und knapp verlor, musste man sich einem Jahr später der Hertha aus Berlin in der Verlängerung geschlagen geben. Danach folgte der VfL Wolfsburg, der in einer Wasserschlacht und strömenden Regen erst zum Ende den Sieg perfekt machte.
Einem Jahr DFB-Pokal Pause folgte dann der SV Werder Bremen.
DFB-Pokal bei 40 Grad
Die Wettervorhersage für den 19. August 2012 sagten knapp 40 Grad im Schatten voraus. Man musste sich auf die Temperaturen als Verein und als Zuschauer einstellen. Wasser wurde zu vergünstigten Preisen angeboten, Wasserschläuche zum Abkühlen aufgedreht und es war die Zeit, in der Trinkpausen auf dem Spielfeld in Mode gekommen sind.
Mit dem SV Werder Bremen kam der dritte Bundesligist im DFB-Pokal binnen 4 Jahren ins Preußenstadion. Nach dem Ausscheiden in der 1. Runde in den Spielzeiten zuvor, fühlten die Preußen Fans irgendwie, dass nun wir dran waren in die 2. Runde einzuziehen. Dies floss auch damals in unseren Heimspieltrainer ein.
Die Helden von damals
Unter Trainer Pavel Dotchev hatte der SC Preußen Münster damals eine richtig klasse Truppe mit echten Typen. Auch heute halten viele der Helden von damals noch Kontakt zueinander. Sie hießen: Daniel Masuch, Stefan Kühne, Jens Truckenbrod, Matthew Taylor, Patrick Kirsch oder Benjamin Siegert. Allesamt sind nicht mehr im Profi-Fußball aktiv und konzentrieren sich auf ihre Karrieren nach dem Fußball.
Andere wiederum sind noch aktiv. Dominik Schmidt spielt in Kiel, Dimitrij Nazarov bei Aue, Marco Königs in Rostock, Dennis Grote in Essen und Philip Heise bei Norwich City. Nicht zu vergessen unser Schnapper Schulze Niehues, der damals bei dem Spiel auf der Bank
Tolle Choreos eröffnen das Spiel
Mit tollen Choreos der Preußen Fans ging es damals los. Eine große Fahne in grün und schwarz mit den Worten „Preußen Münster“ wurde zentral im Block-M von den Deviants präsentiert. Begleitet wurde diese mit weiteren kleinen schwarzen, weißen und grünen Fahnen. Zudem wurde eine lange Zaunfahne vor den Sektor M gehängt, worauf zu lesen war: „Mit Dir hab ich das Gefühl, heute unbesiegbar zu sein.“
In der Fiffi-Gerritzen-Kurve wurde eine große Zaunfahne mit dem Wort „Münster“ präsentiert. Hinzu kamen noch 8 Schwenkfahnen, die entlang des Zauns verteilt wurden und zusammen das Wort „Preussen“ bildeten.
Masuch hält fast alles
Die Preußen starteten gut in dieses Spiel. Sie wirkten spritziger als die damals neuformierte Mannschaft des SVW. Die neue Nummer 1 im Werderaner Tor war damals Sebastian Mielitz, der schon in den ersten 10 Minuten der Partie ordentlich zu tun bekam. Von Werder war bis dahin noch nichts zu sehen.
Dies änderte sich aber schlagartig als Nils Petersen nach 12 Minuten frei vor Masuch auftauchte, der Preußen-Keeper im letzten Moment noch parieren konnte. Es sollte nicht die einzige Glanztat von Masuch bleiben.
Nach einer Trinkpause nahm das Tempo etwas ab, Bremen kam mit zunehmendem Spielverlauf immer besser in die Partie. So war es erneut Petersen, der in der 26. Minute das Duell mit Masuch suchte, doch auch hier seinen Meister im SCP-Schlussmann fand.
Zweimal Aluminium für Preußen
In Folge hatten die Preußen ihre Verschnaufpause beendet und legten freudig los. Amaury Bischoff zirkelte einen Freistoß an den linken Außenpfosten. Keine Minute später setzte Kevin Schöneberg das Leder an den Querbalken. Der SCP zeigte keinen Respekt und wurde von den 18.000 Zuschauern immer wieder angepeitscht. Es war eine grandiose Atmosphäre mit einem klasse Spiel der Preußen in der Antik-Arena.
Danach war wieder der SVW am Zug. Doch auch Gebre Selassie konnte Masuch in der 42. Minute aus kurzer Distanz nicht überwinden. Erneut parierte unser Schlussmann einen unhaltbaren Ball.
Doch kurz vor der Pause hatten die Preußen einmal kurz die Zuordnung in der Defensive verloren. SVW-Neuzugang Elia machte es besser als Petersen oder Gebre Selassie und vollendete unhaltbar ins rechte obere Ecke. Hier war auch Masuch machtlos und konnte dem Ball nur hinterherschauen.
Taylor gleicht aus
Mit Beginn der zweiten Hälfte hatte Bremen etwas Oberwasser, konnte aber keine klaren Chancen herausspielen. In der 54. Minute war es ein Ballverlust von Hunt der einen Konter der Preußen über Grote (kam zur Pause für Heise) eröffnete. Grote fand Nazarov in der Mitte der frech zwei Werderaner ausdribbelte und Taylor in der Spitze fand. Taylor ließ Sokratis und Mielitz stehen und schob zum Ausgleich ein. Ein Moment, ein Jubel, den man wahrscheinlich nie vergessen wird.
Trainer Schaaf reagierte anschließend und wechselte sozusagen das 2:1 selbst ein. Arnautovic und Füllkrug kamen ins Spiel und waren für die erneute Führung des SVW verantwortlich. Arnautovics Flanke fand Füllkrug im 5er, der mit dem Kopf das 2:1 erzielte.
Die Preußen hatten nach dem Gegentreffer einen Knick und Bremen verwaltete zunehmend dieses Spiel. In der 81. Minute war es dann aber Hergesell, der Taylor im 16ner bediente. Erneut spielte unser Stürmer Sokratis schwindelig und schob lässig zum 2:2 ein.
Ab in die Verlängerung
Wer hatte nun die bessere Moral oder die größeren Kraftreserven? Diese Frage wurde schnell beantwortet. Innerhalb von 17 Sekunden nahmen Nazarov und Taylor die Abwehr der Bremer auseinander. Wie Elia zum 1:0, schlenzte auch Nazarov den Ball mit viel Gefühl ins lange Eck zum 3:2 (96.).
In der 108 Minute flog dann noch Sokratis wegen eines Schubsers an Königs vom Platz. Es war ein deutliches Zeichen dafür, dass der Frust beim Bundesligisten gewaltig war. Mit 10 Mann kamen die Bremer dennoch zu Möglichkeiten, sodass das kollektive Zittern im weiten Rund begonnen hatte.
Taylor zum Dritten
Die Überzahl der Preußen und die Schlussoffensive der Bremer boten dem SCP nun viel mehr Räume. Auch wurden die Wege für die Bremer immer länger und die Kraft ließ deutlich nach. In der 118. Minute versetzte Taylor den Bremern dann den Todesstoß und schloss zum 4:2 Endstand ab. Die Sensation war perfekt und die Preußen erreichten nach 22 Jahren wieder die 2. Runde im DFB Pokal.
Es war einer der Momente in der Geschichte des SC Preußen, die unvergesslich bleiben werden. Die Hitzeschlacht von Münster!
SC Preußen Münster – Werder Bremen 4:2 n.V. (0:1)
Tore: 0:1 E. Elia (45.), 1:1 Taylor (54.), 1:2 Füllkrug (67.), 2:2 Taylor (81.), 3:2 Nazarov (96.), 4:2 Taylor (118.)
SC Preußen Münster: Masuch – Schöneberg, Schmidt, S. Kühne (61. Kirsch), Hergesell – Truckenbrod – Siegert (76. Königs) – Heise (46. Grote) – Taylor, Nazarov
Werder Bremen: Mielitz – Gebre Selassie, Prödl, Sokratis, Ignjovski – Fritz (65. Füllkrug), Junuzovic – De Bruyne, Hunt (91. Bargfrede), E. Elia (59. M. Arnautovic) – N. Petersen
Schiedsrichter: Peter Sippel
Zuschauer: 18.000
Gelbe Karten: Truckenbrod, Königs / Ignjovski
Gelb-Rot: Sokratis (108./wegen Meckerns)
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