Es war nicht alles schlecht
Manchmal ist es keine gute Idee, wenn man zu lange über etwas nachdenkt. Genauso geht es mir mit dem Spiel des ruhmreichen SC Preußen bei Hansa Rostock am letzten Samstag. Direkt nach Abpfiff war ich nicht unzufrieden. Ein junges Team verliert unglücklich gegen eine erfahrene Mannschaft mit gewissen Ambitionen. So ungefähr fasste ich es für mich zusammen. Kann passieren, aber die grundsätzliche Richtung stimmt doch. Oder?
Mit einer Nacht Schlaf dazwischen bin ich inzwischen nicht mehr so sicher. Denn offensiv kam von unseren Adlerträgern einfach viel zu wenig. Das nicht gegebene Tor von Maurice Litka in der 49. Minute und ein Distanzschuss von Seref Özcan waren die einzigen wirklich gefährlichen Aktionen in Richtung Rostocker Gehäuse. Die beiden Genannten waren übrigens die offensiv auffälligsten Preußen-Kicker in Rot. Das neue Ausweichtrikot kam nämlich zu einem weiteren Auftritt in dieser Saison.
Rostock nicht überragend
Was das Ganze noch ärgerlicher macht: Rostock war keine einfallsreiche Übermannschaft und versuchte sich zwischendurch am Weltrekord im „Ungefährliche Flanken Schlagen“. Immer wieder fischte Max Schulze Niehues – mit Abstand der beste Preuße – völlig unbedrängt Bälle aus der Luft, die wohl für irgendjemand gedacht waren. Wer dieser Jemand war, wussten die Rostocker aber wohl selbst nicht.
Da war es nur logisch, dass das 1:0 für den FCH durch besonders gütliche Mithilfe der Preußen-Defensive zustande kam. Gefühlt drei Mal hätte der Ball aus dem Strafraum geklärt werden können, ehe er vor den Füßen von Opoku und dann wuchtig im Tor landete. Danach war der Drops gelutscht, die Messe gelesen, die Flasche leer oder was euch sonst noch so an bescheuerten Vergleichen einfällt. Rostock machte es clever und wir kamen nicht mehr zu entscheidenden Chancen.
Es gibt Hoffnung
Was macht also Hoffnung für das Pokalspiel am Mittwoch gegen Rödelhausendingenskirchen? Ein paar Lichtblicke gäbe es da doch. Litka und Özcan könnten zu entscheidenden Faktoren werden. Ebenso ist ein Max Schulze Niehues in der Form von Samstag kaum zu überwinden. Und Okan Erdogan schlug sich als Kittner-Vertreter aus meiner subjektiven Sicht wieder wirklich gut.
Jetzt bleibt mir nur noch, diesen Bericht aus Fan-Sicht rund zu machen. Ganz grob gezählte 130 Preußen-Nasen hatten die knapp 460 Kilometer bis zum Ostseestadion unter die Bus-, Auto- und Zugräder genommen. Von Fahrrädern (Münsterland-Klischee, höhö!) ist mir nichts bekannt. Anfangs schallerte es schon immer wieder ganz gut, aber auch die Fans merkten irgendwann dass die Rostocker Kicker heute gut aufgelegt waren und für die Preußen nichts zu holen war. Relativ frühzeitig wurde beim aktiven Kern wohl die Parole „Oberkörper frei“ ausgegeben. War aber auch ordentlich warm da unterm Stadiondach!
Netzwerktour im FANPort Bulli
Ein Mann vom PreußenForum durfte mit dem FANPort Bulli nach Rostock reisen. Yvonne und Stefan von FANPort nahmen ein paar Fans, ein Mitglied vom Fanprojekt-Vorstand und unseren Chef mit. DJ Stefan Woischner hatte ordentlich Programm im Angebot. Mit Tippspiel und Quiz und ganz viel Schlager ging die Fahrtzeit super schnell vorbei. Nur der Musikwunsch Zombie Nation wurde leider nicht erfüllt, was einen halben Stern Abzug in der Gesamtbewertung bedeutet. Trotz Niederlage war die Stimmung aber perfekt. Wir können nun allen Jugendlichen empfehlen, an den Auswärtsfahrten mit dem FANPort teilzunehmen. Eine echt runde Sache!
Umfrage von Fanport und Fanprojekt
Die Rostocker Fans kamen mir irgendwie ein wenig leiser vor als bei vorherigen Auftritten mit Münsteraner Beteiligung. Die Mitmachquote im Heimblock aber wie üblich recht hoch. Ob Schals oder Klatschen: Es wurde auch ganz oben unterm Dach mitgezogen. Der augenzwinkernde Umgang mit Rostock-Klischees in Form von Zaunfahnen wie „Arbeitlos, wo andere Urlaub machen“ oder „Workless Class“ war auch immer noch da. Kurioses Erlebnis vor dem Spiel: Auf einem Treppenaufgang in Richtung Heimblock stand ein Kollege mit Fernglas und beobachtete die anreisenden Gästefans. So weit waren wir doch in der Tabelle gar nicht weg…
Zum allerletzten Schluss bleibt mir noch ein Hinweis auf ein gemeinsames Projekt von Fanprojekt und FANPort. Dort gibt es eine Umfrage zu Auswärtsspielen, die sich direkt an Auswärtsfahrerinnen und -fahrer richtet. Man kann dort Rückmeldung zur Anreise, zur Versorgung im Stadion und zum Verhalten von Ordnern und/oder Polizei geben. Fanprojekt und FANPort erhoffen sich so auf lange Sicht positive Veränderungen von Abläufen bei Auswärtsfahrten. Das Ausfüllen dauert nicht lange und lässt sich auch problemlos mit dem Handy erledigen. Macht mit, falls es euch demnächst wieder mit dem SCP auf Reisen verschlägt. Die Umfrage ist immer bis zum Folgetag der Auswärtsfahrt „scharf geschaltet“.