20 Minuten Karneval im Preußenstadion
Wer – wie ich – keinen Bock auf Karneval hatte, dem bot sich am Samstag eine denkwürdige Alternative: Bier, Bratwurst und Ballsport statt Kamelle! Preußen Münster gegen den Tabellenletzten aus Straelen. Ker, was hatte ich da Bock drauf! Da wusste ich allerdings noch nicht, dass sich die Mannschaft in den letzten 20 Minuten defensiv die Clownsnase aufsetzen würde.
Doch der Reihe nach: Gegen den SV Straelen war ein Sieg Pflicht. Sascha Hildmann musste lediglich Marc Lorenz ersetzen, der wegen einer Gelbsperre fehlte. Dafür rückte Shaibou Oubeyabwa in die Startelf, der seine Sache insgesamt sehr ordentlich machen sollte. Ansonsten startete die siegreiche Elf aus dem Spiel gegen Gladbach.
Schalparade und schnelle Führung
Vor dem Spiel gab es auf den Rängen eine interessante Veränderung. Mit dem Einlaufen der Teams wurde die Vereinshymne gespielt und die Schals in die Höhe gereckt. Das war das Ergebnis einer Absprache zwischen Verein und Fede Nerblo. Aus meiner Sicht eine gute Idee, die sich hoffentlich verfestigt. Auf der Gegengerade wurde schon ordentlich mitgemacht, die Haupttribüne darf im nächsten Heimspiel gegen Lippstadt gerne noch einmal üben ;-)
Auf dem Platz bot sich dann schnell das erwartete Bild: Preußen war ziemlich überlegen, konnte die Straelener aber nicht komplett vom eigenen Tor fernhalten. Das 1:0 fiel durch einen Elfmeter von Andrew Wooten, nachdem Yassine Bouchama zuvor „gefoult“ wurde. Nix für ungut, aber den Strafstoß gibt wirklich nicht jeder Schiri. Egal, einem geschenkten Gaul….
Bis zur Halbzeit alles nach Wunsch
Kurz danach schon das 2:0 durch Nicolai Remberg, ehe es einen sehr netten Moment gab. Dennis Grote, der schon in Gladbach alles Mögliche und Unmögliche versucht hatte, um endlich sein erstes Saisontor zu schießen, traf. Freigespielt vom starken Bouchama zog er wuchtig aus 18 Metern flach ab. Keine Chance für Straelens Keeper Paris (Hier bitte wahlweise Kondom- oder Großstadt-Witz einfügen).
Das war dann auch der Halbzeitstand bei immer wieder miesem Wetter. Blick auf die anderen Plätze: Aachen lag hinten, während Wuppertal führte. Angesichts des eigenen Ergebnisses konnte das aber vollkommen egal sein. Rein wettertechnisch hätte ich aber auch nichts dagegen gehabt, wenn zur Halbzeit schon Feierabend gewesen wäre.
Ein bisschen Gänsehaut von den Rängen
Die zweite Halbzeit begann gut. Innerhalb von zehn Minuten stellte Wegkamp mit einem Doppelpack auf 5:0. Besonders lecker war das 5:0, das durch eine mustergültige Flanke von Simon Scherder vorbereitet wurde. Den Ball so dermaßen fies zwischen Abwehr und Torwart zu schlagen, das hätte wohl selbst Amaury Bischoff ein respektvolles Nicken abgenötigt.
A propos respektvolles Nicken: Genau das erhielt die Gegengerade aus den Reihen von Fede Nerblo, als von dort kurz nach dem 5:0 „Ich komm aus der Stadt Münster…“ angestimmt wurde. Die Kurve nahm den Gesang auf und konnte so große Teile des Stadions über mehrere Minuten mitreißen. Das war schon ein echter Gänsehaut-Moment, der kurz das miese Wetter vergessen ließ. Genau dieses gemeinsame Durchziehen macht im Moment so viel Spaß im Stadion. Danke an alle, die mitgemacht haben!
Defensiv viel zu offen
Und wo wir gerade bei Gänsehaut sind (Boah, die Überleitungen sind heute geschmeidiger als Simon Scherders Flanken!): Die letzten 20 Minuten sorgten dann eher für ein paar kalte Schauer. Die Tore zum 5:1 und 5:2 nahmen viele wohl noch gelassen hin. Kann passieren, gerade wenn man mit der Auswechslung von Remberg und Teklab vorne ein paar Gänge raus nimmt.
Doch spätestens beim 5:3 in Minute 85 war es dann vorbei mit der entspannten Stimmung. Mir fiel das Heimspiel des SV Straelen gegen Fortuna Düsseldorf II ein, bei dem die Fortunen schnell mit 3:0 geführt und kurz vor Schluss fast noch den Ausgleich kassiert hatten. Erschwerend kam hinzu, dass die Preußen seit dem 5:2 irgendwie fahrig wirkten. Sollte das hier noch eng werden? Waren die Jungs in Gedanken schon auf einer Karnevalsparty?
Gegen Köln geht’s weiter
In den letzten fünf Minuten spielten die Preußen dann so, als würde es nur 1:0 stehen. Läufe mit Ball an die Eckfahne inklusive. Und trotzdem sollte es in der Nachspielzeit noch einmal klingeln. Ein ansatzloser Schuss von Munsters landete in den Maschen. Glücklicherweise machte Schiri Habibi seinem Namen alle Ehre und pfiff freundlicherweise pünktlich nach zwei Minuten Nachspielzeit ab.
Zu sehr will ich an dieser Stelle gar nicht auf diesen letzten 20 Minuten herumreiten. Grundsätzlich darf so etwas einfach nicht passieren! Ich gehe aber stark davon aus, dass die Mannschaft aus diesem Verlauf ihre Lehren ziehen wird und in den nächsten Spielen bis zur letzten Minute konzentriert ist. Dass sie das kann, hat sie gegen Spitzenteams wie Gladbach und Aachen gezeigt. Gladbach gewann übrigens noch gegen Wuppertal und ließ den Preußen-Vorsprung damit auf satte elf (!) Punkte anwachsen.
Nächster Gegner ist die U21 des 1. FC Köln. Das Hinspiel war ein Heimspiel bei bestem Wetter inklusive einer echten Henok-Teklab-Show mit insgesamt drei Toren. Am Ende stand es 4:2 für den SCP. Das würden wir alle am nächsten Wochenende wohl wieder gerne mitnehmen. Dann darf es auch gerne zum Schluss etwas weniger spannend werden. In diesem Sinne:
Alle zusammen für Preußen Münster!
Daten zum Spiel
SCP: Schulze Niehues – Scherder, Kok, Hahn – Teklab (Atmaca, 58.), Remberg (Benjamins, 58.), Bouchama (Langlitz 68.), Oubeyapwa, Grote – Wegkamp, Wooten (Frenkert, 76.)
Aachen: Paris – Päffgen, Baraza, Fionouke (Ben-Salah, 46.), Miyamoto – J. Munsters, Heller (Yanagisawa, 55.), Vicario (N. Munsters, 46.) Arifi – Mata, Dünnwald (Harouz, 70.)
Tore: 1:0 Wooten (11./FE), 2:0 Remberg (13.), 3:0 Grote (34.), 4:0 Wegkamp (47.), 5:0 Wegkamp (55.), 5:1 Wegkamp (69./ET), 5:2 Mata (73.), 5:3 Mata (85.), 5:4 N. Munsters (90+1.)
Gelbe Karten: Atmaca / J. Munsters, N. Munsters, Arifi
Zuschauer: 6.677
Schiedsrichter: Fasihullah Habibi