Der Bayern-Hype ist vorbei
Das war es nun. Das viel beachtete DFB-Pokal-Spiel gegen den FC Bayern München ist vorbei und die Sensation blieb wie erwartet aus. Im Vorfeld wurde in minutiöser Genauigkeit darüber berichtet, wann welcher Bayern-Spieler welches Flugzeug verlässt, in welcher Reihenfolge sie das Hotel betreten und welcher Bayern-Funktionär auf welchem Platz der Tribüne Platz genommen hat.
Für die einen war es das „Spiel des Jahres“ oder sogar noch mehr, für die anderen war es ein Bonusspiel zwischen zwei wichtigen Spielen in der 3. Liga. Ich selbst gehöre zu der zweiten Fraktion und für mich war das „Spiel des Jahres“ ganz klar unser Aufstiegsspiel gegen Fortuna Düsseldorf II. Von Vornherein war klar, dass der Unterschied zwischen den Preußen und dem FC Bayern viel zu groß ist, als dass irgendwie eine Pokalsensation im Bereich des Möglichen war. Aus meiner Sicht sind Spiele gegen auf dem Papier schlagbare Gegner wesentlich reizvoller, denn genau dies können Partien werden, die man sein Leben lang in Erinnerung behält.
Trotzdem kann auch ich natürlich nicht leugnen, dass man am Dienstagabend mit einer gewissen Anspannung die Hammer Straße hochgeradelt ist und sich auf das Kräftemessen mit dem Rekordmeister und -pokalsieger gefreut hat. Natürlich hatte auch die bundesweite Bühne seinen Reiz, die mal etwas völlig Neues für unseren kleinen SCP war. Neben den 12.800 Zuschauern im ausverkauften Preußenstadion, schauten im ZDF fast 5 Millionen Menschen zu. Dazu kommen noch die Menschen, die sich das Spiel bei Sky anschauten.
Spielverzögerungen aus beiden Fanblöcken
Diese bundesweite Präsenz nutzte auch die aktive Fanszene in der Fiffi-Gerritzen-Kurve aus und zog die Aufmerksamkeit beim Einlaufen der Mannschaften erst einmal auf sich. Was zunächst mit einer simplen schwarz-weiß-grünen Fahnenchoreo und dem Spruch „Der Glaube gehört den Wahnsinnigen“ begann, entwickelte sich schnell zu einem spektakulären minutenlangen Feuerwerk, dass in Münsters Nachthimmel geschossen wurde (Video unten). Der Anstoß verzögerte sich dementsprechend.
Nach einer guten halben Stunde unterbrach Bundesliga-Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck die Partie erneut für einige Minuten, diesmal waren allerdings nicht die Münsteraner Fans Schuld daran. Im Block des FC Bayern wurde ein Banner mit der Aufschrift „Nein zum Supercup am Pokalwochenende“ entrollt, woraufhin unzählige Tennisbälle auf den Rasen unserer Antikarena flogen. Auslöser des Protestes war die Verschiebung der Pokalbegegnung um mehr als einen Monat, weil der DFB das Supercup-Spiel zwischen den Bayern und dem Leipziger Brausekonzern als wichtiger ansah. Die Aktion der Münchener Fans stieß auf breite Zustimmung im Rund des Preußenstadions und wurde von Gesängen gegen den DFB und Applaus bedacht.
Fußball gespielt wurde auch
Aber natürlich fand auf dem Grün auch ein Fußballspiel statt, in dem die Preußen die großen Bayern zumindest ein wenig ärgern wollten. Preußen-Coach Sascha Hildmann wechselte für die Partie ein wenig durch und veränderte die Anfangsformation auf drei Positionen. Im Tor feierte die Bayern-Leihgabe Johannes Schenk sein Pflichtspiel-Debüt im Adlertrikot, weil die Familie Schulze Niehues in diesen Tagen Nachwuchs erwartet. Zudem kehrte Kapitän Marc Lorenz nach überstandener Verletzung in die erste Elf zurück. Etwas überraschend war, dass Jano Ter Horst von Beginn an ran durfte. Auf Seiten der Münchener standen unter anderem klangvolle Namen wie Goretzka, Kimmich, Coman, Musiala, Gnabry oder Tel in der Startelf.
Leider dauerte es nur 9 Minuten, bis der Favorit durch Eric-Maxim Choupo-Moting in Führung ging. In der Folge waren die Bayern natürlich das klar tonangebende Team und waren den Adlerträgern in allen Belangen überlegen. Die Preußen wehrten sich aber mit allen Mitteln gegen das Münchener Starensemble und konnten den zweiten Gegentreffer lange verhindern. Dafür klingelte es kurz vor der Pause gleich zweimal im Kasten von Johannes Schenk (Laimer, 40./ Krätzig 45.+4), sodass es mit einem relativ deutlichen 0:3-Rückstand in die Kabinen ging. Zudem verletzte sich Bayern-Spieler Serge Gnabry in einem Zweikampf mit dem Preußen-Schlussmann bereits früh im Spiel schwer am Arm und musste wegen eines Bruchs ausgewechselt werden. Wir wünschen ihm natürlich gute Besserung!
In der zweiten Hälfte schalteten die Gäste einige Gänge zurück und die Münsteraner wurden etwas mutiger. Richtig klare Chancen spielten sich die Gastgeber nicht heraus, doch zumindest einen Treffer hätten sie sich verdient gehabt. Stattdessen waren es wieder die Bayern, die das letzte Highlight des Spiels für sich verbuchen konnten und kurz vor Schluss noch das 4:0 erzielten.
Letztendlich gewann der FC Bayern die Partie im Preußenstadion also deutlich, aber dennoch schlugen sich die Münsteraner achtbar. Der Kampf der Adlerträger wurde auch nach dem Spiel mit Gesängen und Applaus honoriert, während der Einzug in die 2. Runde auf der Gegenseite überraschend ausgiebig gefeiert wurde.
Die nächste englische Woche steht an
Nachdem der Hype um das Pokalspiel nun abzieht, steht für die Adlerträger erneut eine englische Woche an. Am Samstag geht es weiter beim stark kriselnden MSV Duisburg und am Mittwoch kommt der Aufstiegsaspirant Erzgebirge Aue ins Preußenstadion. Nun gilt es für Mannschaft und Fans wieder den vollen Fokus auf den Ligaalltag zu legen und die nächsten Punkte im Kampf um den Klassenerhalt einzufahren.
Alle zusammen für Preußen Münster!
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Die Daten zum Spiel
SCP: Schenk – Ter Horst, Koulis, Kok, Hahn (Scherder, 46.), Böckle – Kyerewaa (Bouchama, 87.), Mrowca (Preißinger, 58.), Bazzoli, Lorenz (Wegkamp, 76.) – Batmaz (Grodowski, 46.)
Bayern: Peretz – Laimer (Sarr, 63.), Mazraoui, Goretzka, Davies (Guerreiro, 63.) – Kimmich (Fukui, 63.) – Coman, Musiala, Gnabry (Krätzig, 11.), Tel – Choupo-Mouting (Sane, 82.)
Tore: 0:1 Choupo-Mouting (9.), 0:2 Laimer (40.), 0:3 Krätzig (45.+5), 0:4 Tel (86.)
Gelbe Karten: Kyerewaa
Zuschauer: 12.794 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Dr. Matthias Jöllenbeck