24 Stunden Preußen Münster – Punktgewinn in Saarbrücken

2023/2024 - Spielbericht - 1. FC Saarbrücken - SC Preußen Münster - 0:0
Foto: SCP

Am gestrigen Samstag traf der SC Preußen Münster nach über neun Jahren wieder auf den 1. FC Saarbrücken. Zuletzt fand diese Paarung am 20. April 2014 mit einem 2:0 Heimsieg der Preußen statt. Insgesamt war die Bilanz vor der Partie absolut positiv aus Sicht der Preußen gewesen. Noch nie konnte der FCS den SCP in der 3. Liga besiegen. Neben zwei Siegen standen vier Unentschieden in der Statistik. Auch gestern blieb der SCP ungeschlagen und erkämpfte sich wortwörtlich einen Punkt im Ludwigsparkstadion. Rund 850 Preußen, knapp 700 mit dem Sonderzug angereist, unterstützten den SC Preußen im Gästeblock. Es war eine besondere Tour, ein ganzer 24-Stundentag nur Preußen Münster, welche man nach rund viereinhalb Jahren wieder erleben durfte. Zuletzt fuhr am 13. April 2019 ein Sonderzug nach München.

3 Stunden schlaf müssen reichen

Besondere Touren sind immer auch besondere Momente, die man, wenn möglich, auch immer mitnehmen sollte. Ob mit dem Zug nach Halle oder München, mit dem Schiff nach Wiesbaden oder mit einem Buskonvoi nach Offenbach. Man wird später auch wohl von dem Sonderzug nach Saarbrücken sprechen. Für mich persönlich war es eine besondere Tour, weil es zeitgleich eine Drei-Generationen-Fahrt meiner Familie war (Sohn, Vater, Opa) und weil es zudem die erste Zugtour für meinen Sohn war. Mit 9 Jahren dürfte er wohl der jüngste Supporter bei diesem Auswärtsspiel gewesen sein.

Für mich mussten drei Stunden Schlaf genügen, da das frühere Einschlafen dann doch nicht klappte. Wie viele andere auch, hatte ich gefühlte acht Wecker auf zwei Geräten gestellt, um nicht diese besondere Auswärtstour zu verpassen. Vorweg, hat geklappt. ;-)

Langsam warm werden

Die eisigen Temperaturen machten sich bemerkbar, das erste Bier schmeckte zu der frühen Tageszeit und bei der Kälte nicht wirklich. Gegen 4:40 Uhr machte sich dann der Tross von knapp 700 Mann auf zum Gleis, der Zug fuhr dann fast pünktlich kurz nach 5 Uhr ab. Während man nun dankbar war, in einem warmen Zugabteil zu sitzen, machte man sich auch sehr langsam warm für diese Tour. Nach einem kurzen und kleinen Frühstück holten einige Fans zunächst noch Ihren Schlaf nach, blieben größtenteils mit den Gruppen in ihren Abteilen sitzen. Einige wenige erkundeten dann doch den Partywagon und holten dort das erste Bier oder nahmen die erste Stärkung zu sich. Insgesamt war das Angebot in Sachen Catering absolut ausreichend, lecker und für einen schmalen Kurs zu erwerben. Ein 0,3 Bier (Krombacher) gab es für 2 €, Schnitzel- und Frikadellenbrötchen gab es für 4 €. Es fehlte an nichts und Fede Nerblo, die das Catering und die Getränke übernahmen, waren super organisiert. An dieser Stelle jetzt schon ein fettes Dankeschön.

Die gesamte Fahrt über verlief reibungslos. Da der Sonderzug nachrangig im Personen- und Güterverkehr behandelt wird, mussten wir immer wieder einige Stopps auf den Gleisen hinnehmen. Dennoch war die Stimmung sehr entspannt und man hatte viel Zeit für einen Austausch bei Bier und Schnaps.

Versuchsobjekt Preußen Fans?

Bei der Ankunft des Sonderzuges in Saarbrücken wurden die Preußen-Fans von einem Großaufgebot von Polizei in Empfang genommen. Man hätte meinen können, dass wir mit 3000 Fans anreisen und nicht mit 700. Zahlreiche Einsatzwagen sperrten alle Bereiche auf der Marschroute des Fanmobs ab. Es waren Hunde im Einsatz, Hubschrauber, Drohnen und viele Polizeikräfte der Hundertschaft. Dass man nicht noch eine Reiterstaffel eingesetzt hatte, verwunderte mich.

Man kann nur vermuten, worauf dieses Großaufgebot zurückzuführen ist. Im Vorfeld wurde das Spiel zu einem Rot-Spiel erklärt. Von Seiten der Polizei wurde auch gemeldet, dass man Sorge hätte, dass rivalisierende Fangruppen aufeinander treffen könnten. Eine Rivalität zwischen Münster und Saarbrücken ist aber weder mir noch zahlreichen anderen SCP-Fans bekannt. Weiter steht in Saarbrücken kommende Woche das DFB-Pokal-Spiel gegen Eintracht Frankfurt an. Über 4.000 Eintracht-Fans werden erwartet. Gut möglich, dass auch hier der Kick gegen Preußen als Testobjekt genutzt wurde, damit am DFB-Pokal-Abend alles reibungslos verlaufen soll.

Die letzte Vermutung ist die anstehende EM 2024 in Deutschland, wo man zahlreiche Polizeikräfte trainieren möchte. Dennoch ist es kritisch zu sehen, dass ein kleiner Haufen von Fans so überwacht und umzingelt wird.

Gespielt wurde auch noch

Am Stadion angekommen, war der Einlass zäh. Wenige Ordnungskräfte, die sehr gründlich kontrollierten. Man musste die Taschen leeren, seine Jacke öffnen und wurde Schritt-für-Schritt abgetastet. Nun denn. Das Personal war aber geduldig und freundlich, kann man nicht anders sagen! Kommen wir aber nun zum Sport und dem Spiel der Preußen gegen Saarbrücken. Hier mache ich es ausnahmsweise nicht so ausführlich wie sonst, da das Spiel aus Sicht vom SCP wirklich sehr wenig hergab. Es war mit die schlechteste Offensiv-Saisonleistung der Preußen.

Verwundert sahen die Preußen-Fans, dass nur Co-Trainer Louis Cordes an der Seitenlinie stand. Trainer Sascha Hildmann hatte über Nacht einen Infekt bekommen und musste im Hotel bleiben. Dennoch war er vom Hotel aus dabei und in Kontakt mit Torwarttrainer André Poggenborg, der die Informationen dann an Cordes weiter gab. In der Startelf rutschte Oubeyapwa für den verletzen ter Horst rein, in der Dreierkette erhielten Kok und Mrowca den Vorzug. Koulis fehlte wegen seiner Gelbsperre, Hahn durfte nur auf der Bank Platz nehmen.

Nach einer Schweigeminute für den verstorbenen Agyemang Diawusie, ging es los und der 1. FC Saarbrücken war sofort im Spiel und hatte hohe Ballbesitzzeiten. Dies sollte sich auch für den Rest des Spiels nicht ändern. Die Preußen waren unkonzentriert und konnten nicht ihr eigenes Spiel aufziehen. Dies lag vor allem daran, dass die Offensive kaum Bälle vorne festmachen konnte und hinten zu viele Bälle im Spielaufbau zu schnell verloren gingen.

Bei den Preußen ergaben sich über die gesamten 95 Minuten im Spiel lediglich zwei Chancen. Preißinger mit dem Kopf nach einem Freistoß durch Böckle und Daniel Kyerewaa in der 22. Minute nach einer guten Kombination, die Schreiber im FCS-Tor entschärfte. Das war es dann auch schon mit nennenswerten Chancen für den SCP.

Die Gastgeber selbst hatten zahlreiche Chancen und ein besonderes Duell mit unserem Schlussmann Schenk, der alle Bälle parierte, wenn diese auch auf den Kasten kamen. Es gab kein Vorbeikommen an unserem Schnapper. Dennoch hatten die Preußen zweimal besonderes Glück. Ein Tor vom FCS wurde nach einer Abseitsstellung kassiert. Bazzolis Einsatz an der Strafraumgrenze gegen Naifi nur mit einem Freistoß geahndet.

In der zweiten Halbzeit flog dann noch Thomas Kok in der 58. Spielminute mit Gelb-Rot vom Platz. Erneut stellte er sich im Zweikampf zu ungeschickt an und zog Simon Stehle mit zu Boden. Nach seiner roten Karte gegen Regensburg ist es bereits sein zweiter Platzverweis in dieser Saison. In Unterzahl warfen die Preußen alles rein, was sie hatten und hielten den Punkt fest. Es blieb somit beim sehr glücklichen 0:0.

Preußen Fans werden verletzt

Nach dem Spiel wurden die Preußen-Fans für den Marsch zurück zum Bahnhof von der Polizei vor dem Stadion am Gästeblock eingesammelt. Hier konnten meinerseits keine Aggressionen von Fans und der Polizei festgestellt werden. Kurz vor dem Erreichen des Bahnhofs schallte dann die Durchsage, dass ein Polizeiwagen von einem Fan beleidigt wurde und dieser in Gewahrsam genommen wurde und man dieses Verhalten gegen die Polizei nicht tolerieren würden. Dies war allerdings kein kluger Schachzug der Polizei, da die Stimmung nun an einigen Stellen im Mob kippte. Es folgte der Einsatz von Pfefferspray, welcher ca. 20 Preußen Fans verletzte. Ich selbst war nicht nahe bei den Vorfällen zwischen Fans und den Einsatzkräften und kann daher nichts hierzu sagen. Allerdings kamen einige Fans an mir vorbei, die nichts mehr sehen konnten und nach Luft schnappen mussten und merklich angeschlagen waren. Auf Nachfrage von mir, wo denn Sanitäter in der Nähe wären, kamen keine Antworten, um zumindest mit Wasser den betroffenen Fans helfen zu können und die Augen auszuspülen.

Ein eigentlich friedlicher Rückmarsch zum Bahnhof ohne Pyro, Rauchtöpfe und Co. eskalierte kurz vor Ende unnötig. Die Polizei im Saarland veröffentlichte folgende Pressemitteilung:

Pressemitteilung Polizei Saarland

Der heutige (02.12.2023) polizeiliche Einsatz anlässlich der 3. Liga-Begegnung zwischen dem 1. FC Saarbrücken und dem SC Preußen Münster verlief bis kurz vor Abreise der Fans am Saarbrücker Hauptbahnhof ohne größere Zwischenfälle.

Am heutigen Nachmittag kamen rund 9.000 Fußballbegeisterte in den Saarbrücker Ludwigspark, darunter auch mehrere hundert so genannter Problemfans. Aufgrund des feindschaftlichen Verhältnisses zwischen den Anhängern beider Mannschaften war die Polizei mit starken Kräften im Einsatz. Unterstützt wurde die Polizei Saarland dabei von Polizeibeamtinnen und -beamten Rheinland-Pfalz.

Während des Fanmarschs der bahnreisenden Gästefans aus Münster vom Hauptbahnhof Saarbrücken zum Stadion kam es zum Zünden von Pyrotechnik und Beleidigung zum Nachteil einer weiblichen Einsatzkraft auf sexueller Grundlage.

Die Drittligapartie zwischen dem 1. FCS und dem SC Preußen Münster verlief ohne besondere Vorkommnisse.

Bei Ankunft der Münsteraner Fans nach Spielende am Bahnhof stellten Einsatzkräfte im Bereich des Bahnhofsvorplatzes den Tatverdächtigen der Beleidigung auf sexueller Grundlage erneut fest. Dieser sollte noch vor Abreise mit dem Sonderzug nach Münster einer Identitätsfeststellung unterzogen werden.

Dabei kam es zu einem Angriff mehrerer Gästefans auf die eingesetzten Polizeikräfte, u.a. durch Schläge und das Werfen von Gegenständen. Die ursprüngliche einfache Identitätsfeststellung konnte nur noch unter erschwerten Bedingungen erfolgen.

Die Angriffe der Tätergruppierung wurden hierbei unter Einsatz von Schlagstock und Pfefferspray abgewehrt. Durch den Einsatz des Pfeffersprays wurden ca. 20 Personen der Münsteraner Fanszene sowie ein Polizeibeamter leicht verletzt. Die Personen wurden im Nachgang medizinisch (Augenausspülung) versorgt. Die Gästefans konnten im Anschluss gegen 17:30 Uhr ihre Heimreise im Sonderzug nach Münster antreten. Ein Strafverfahren wegen Landfriedensbruch wird eingeleitet.

Darüber hinaus registrierte die Polizei während der gesamten Veranstaltung zwei weitere Beleidigungen und stellte im Rahmen der o.g. Identitätsfeststellung zusätzlich den illegalen Besitz von Betäubungsmittel fest.

Die Fanhilfe Münster reagierte mit mehreren Tweets und kritisierte diesen überzogenen Einsatz. Zudem bat die Fanhilfe darum, dass sich betroffene Preußen Fans nicht bei den Rettungssanitätern melden, sondern bei der Fanhilfe oder dem Fanport. „Die Polizei ruft Verletzte auf, zu den Rettungssanitätern zu gehen, um dann dort deren Personalien aufzunehmen. Meldet euch mit Verletzungen nicht bei der Polizei, sondern bei uns oder dem Fanport.

Rückfahrt im Partywagon

Gegen 1860 München gab es zwei kleinere Partywagons. Nach Saarbrücken wurde dafür aber ein großer Partywagon eingesetzt, wo sich nach dem Spiel immer mehr Preußen einfanden. Man konnte nicht umfallen, da die dritte Halbzeit viel mehr Fans anzog, als es noch vor dem Spiel der Fall war. Es war jedenfalls sehr sehr voll und eng. Es wurde gegrölt, getanzt und getrunken, so viel eben reinpasste. Ich für meinen Teil habe mich irgendwann, die Zeit weiß ich echt nicht mehr, ins Abteil verzogen, wo mein Sohn schon seinen erholsamen Schlaf fand. Kurz mit dazugelegt und eingeschlafen. In Münster wachte ich am Bahnhof wieder auf, als der Zug angekommen war. Perfektes Timing.

Da nicht genügend Taxen für die abreisenden Fans bereitstanden, nutzten wir noch die Zeit für einen Abstecher zu Burger King ehe der Tag um Punkt 3 Uhr im Bett endete.

Weihnachtsmarkt is coming!

Beim nächsten Heimspiel erwartet die Preußen die nächste schwere Aufgabe. Der SC Verl gastiert dann an der Hammer Straße. Weit vor dem Spiel könnt Ihr euch jedenfalls am Container vom Fanprojekt einfinden. Vor dem Heimspiel findet der alljährliche Weihnachtsmarkt der Fans, Gruppierungen und Organisationen statt (organisiert von der Fangemeinschaft). Weitere Informationen hierzu werden wohl kommende Woche von der Fangemeinschaft veröffentlicht.

Alle zusammen für Preußen Münster

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Die Daten zum Spiel

SCP: Schenk – Scherder, Kok, Mrowca – Oubeyapwa, Preißinger, Bazzoli, Kyerewaa (Hahn, 60.), Böckle – Grodowski (Lorenz, 88.), Batmaz (Wegkamp, 78.)
Saarbrücken: Schreiber – Rizzuto, Thoelke, Zeitz, Uaferro, Gaus (Di Michele Sanchez, 72.) – Kerber (Brünker, 63.), Sontheimer, Biada (Rabihic, 63.) – Naifi (Günther Schmidt, 72.), Stehle

Tore: –

Gelbe Karten: Gaus, Uaferro / Kok, Mrowca
Gelb-Rote Karte: Kok (58.)

Zuschauer: 8.950

Schiedsrichter: Patrick Schwengers


Spielzusammenfassung

Nullsechs.TV


Der Spieltag

3. Liga
Sa, 2. Dez 2023
- 14:00
1. FC Saarbrücken
0 0
SC Preußen Münster
3. Liga
Sa, 2. Dez 2023
- 14:00
SV Waldhof Mannheim
1 1
FC Ingolstadt
3. Liga
Sa, 2. Dez 2023
- 14:00
Arminia Bielefeld
2 2
FC Erzgebirge Aue
3. Liga
Sa, 2. Dez 2023
- 14:00
Rot-Weiss Essen
1 2
SV Sandhausen
3. Liga
Sa, 2. Dez 2023
- 14:00
MSV Duisburg
1 0
VfB Lübeck
3. Liga
Sa, 2. Dez 2023
- 16:30
FC Viktoria Köln
1 3
SSV Ulm 1846
3. Liga
So, 3. Dez 2023
- 13:30
SC Verl
1 0
SG Dynamo Dresden
3. Liga
So, 3. Dez 2023
- 16:30
SSV Jahn Regensburg
3 2
Freiburg II
3. Liga
So, 3. Dez 2023
- 19:30
Borussia Dortmund II
3 0
TSV 1860 München
3. Liga
Mi, 7. Feb 2024
- 19:00
SpVgg Unterhaching
2 0
Hallescher FC
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