Kommentar zum Streit Fanprojekt/Fanbeirat

Fangemeinschaft Preußen Münster

Zwischen dem Fanprojekt und dem Fanbeirat gibt es Stress, das ist mittlerweile jedem bekannt. Vor Kurzem ist ein internes Schreiben von Vertretern des Fanbeirates an das Fanprojekt gelangt – und löste bei letztgenannten Unverständnis aus. Im Oktober findet eine außerordentliche Mitgliederversammlung statt, auf der über die Zukunft des Fanprojektes entschieden wird.

Die Stellungnahme des Fanprojektes

Nach diesem internen Schreiben veröffentlichte das Fanprojekt eine Stellungnahme und kritisierte hier die „radikalen“ Forderungen und Ziele des Fanbeirates. Das Fanprojekt hatte eigentlich ein Konzept zur zukünftigen Zusammenarbeit ausgearbeitet, dass dem Fanbeirat auf einem Treffen vorgestellt werden sollte. Dieses Treffen findet nach den neuerlichen Vorkommnissen nicht statt.

In der Stellungnahme werden Bedenken geäußert, die der Vorstand des Fanprojektes bei einer kompletten Integration der Ultras in das Fanprojekt hat. Nun muss man erst mal klären, aus welchen Personen der Fanbeirat überhaupt zusammengesetzt ist: Personen aus allen Bereichen des Stadions sind vertreten. Fiffi-Gerritzen-Kurve, Deviants, Block A, Gegengerade. Die Gleichsetzung des Fanbeirates mit den Ultras ist kompletter Unsinn. Sollten also auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung Vertreter des Fanbeirates in den Vorstand gewählt werden, ist das Fanprojekt nicht von den Ultras übernommen worden, sondern von Personen, die in allen Bereichen des Stadions vertreten sind und dort auch respektiert werden.
Denn das ist ein wichtiger Fakt, der gerne falsch dargestellt wird: KEIN einziger Ultra wird sich zur Wahl stellen. Die Personen, die zur Wahl stehen sind teilweise im Fanbeirat vertreten aber nicht ausschließlich. Die Stellung der Kandidaten ist kein Vorgehen des Fanbeirats und erst recht nicht der Ultras.

Die beschriebenen „radikalen“ Ziele des Fanbeirates, also die Erkenntnis, dass eine Zusammenarbeit mit dem jetzigen Vorstand des Fanprojekts nicht möglich ist und es einen kompletten Wechsel und Neuanfang geben muss, kann man als ehrlich oder eben „hinterfotzig“ bezeichnen. Das ist jedem selbst überlassen.

„Dies entsprach weder den zuvor gemachten Absprachen über ein zukünftiges gemeinsames Vorgehen, noch unserer Vorstellung von Fairness und Wahrhaftigkeit.“ So steht es in der Stellungnahme. Was an der ganzen Sache weniger gut ist: Es handelt sich um einen Text, der nicht für die Öffentlichkeit gedacht war und der nicht den ganzen Fanbeirat vertritt. Auf Grundlage dieses Textes wird nun in der Öffentlichkeit seitens des Fanprojektes eine Stellungnahme rausgehauen und der Text wird an die Presse weitergeschickt. Vielleicht wäre es an dieser Stelle besser, mit Gesprächen Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. „Preußenfieber“ hat das in dem aktuellen Kommentar ganz gut beschrieben. Das Treffen zwischen Vereinsvertretern, Fangruppen und Fanprojekt-Vorstand, das eigentlich abgesagt worden ist, sollte besser stattfinden. Über Stellungnahmen im Internet kommt keine der beiden Parteien weiter.

Weiter heißt es in der offiziellen Stellungnahme: „Wir befürchten die Übernahme des Fanprojektes durch Fangruppen, die teilweise nicht den Bestimmungen des Fanprojektes folgen, um sich hierdurch einen Zugang zu Vereinsgremien und dem Fanprojektvermögen zu erzwingen.“

Da stellen sich mir schnell einige Fragen. Was hat das Ganze mit einer Übernahme zu tun? Das klingt ja so, als wenn da Leute kommen, die sich mit Gewalt das Ganze Fanprojekt unter den Nagel reißen wollen. Und wieso befürchtet man so eine „Übernahme“? Weshalb genau folgen die Kandidaten nicht den Bestimmungen des Fanprojektes? Es sind Leute unzufrieden mit dem Fanprojekt und wollen es deshalb verändern. Leute, die seit mehreren Jahren Mitglied im Fanprojekt sind, stellen sich zur Wahl und bei der außerordentlichen Mitgliederversammlung dürfen alle Mitglieder wählen. Wo ist da das Problem? Und wo wird nicht den Bestimmungen gefolgt? Es scheint so, als sehe es der aktuelle Fanprojekt-Vorstand schon als Angriff, wenn Fans Kritik üben. Werden Gegenkandidaten aufgestellt, wird dies gleich als drohende „Übernahme der Ultras“ dargestellt, obwohl von diesen überhaupt niemand zur Wahl steht. Die Kandidaten sind weder Ultras noch haben sie Bestimmungen des Fanprojekts verletzt. Sie sind weder gewalttätig, noch verletzen sie Gesetze. Stattdessen haben sie sich durch aktive Fanarbeit in den vergangenen Jahren verdient gemacht.

Der Vorwurf, die Vetreter des Fanbeirates würden das Ganze im Prinzip nur machen, um Zugang zu Vereinsgremien zu haben und über ein großes Vermögen zu verfügen, ist an Populismus kaum noch zu überbieten. Aus welchen Gründen der Vorstand zu dieser Annahme kommt, weiß er wahrscheinlich selbst nicht. Vermutlich um genügend Menschen auf ihre Seite zu ziehen und somit im Amt zu bleiben. Das Stichwort „böse Ultras“ funktioniert bei vielen ganz gut.

Meinungsfreiheit? Fehlanzeige!

Wurden in der Vergangenheit kritische Töne am Fanprojekt oft mit Sätzen wie „Dann mach´s doch selber besser“ beantwortet, erreicht das Ganze nun einen neuen Höhepunkt. In der Stellungnahme steht: „Wir betrachten das Vorgehen der Fanprojekt-Mitglieder im Fanbeirat als vereinsschädigend und werden diese laut Satzung zu einer Stellungnahme auffordern. Im Anschluss wird der Vorstand über einen Ausschluss aus dem Fanprojekt entscheiden.“
Per Einschreiben haben Mitglieder des Fanbeirates bereits ein Ausschlussverfahren erhalten. Was hat das noch mit Fairness zu tun? Es bleibt abzuwarten, ob die Mitglieder des Fanbeirates überhaupt zur Wahl stehen können. Hier wird aus einem eigentlich normalen Vorgang eine vereinsschädigende Übernahme gemacht. Und das entspricht definitiv nicht der Wahrheit und strotzt vor Populismus.

Generell hat man das Gefühl, in letzter Zeit nicht so einfach Mitglied werden zu können. Am Mittwoch gab es keinen Fanprojekt-Stand im Stadion, über das Internet konnte man sich tagelang nicht anmelden aufgrund eines technischen Fehlers. Und beides genau vor der „Frist“, dem 01. September. Zufall? Auch diese „Frist“ des 01. Septembers ist willkürlich festgelegt. Ab jetzt kann niemand mehr an der außerordentlichen Mitgliederversammlung teilnehmen, sofern er noch kein Mitglied ist. Sollten bis vor Kurzem lediglich Anträge von rechtsradikalen und gewalttätigen Personen abgelehnt werden, können nun Antragsteller, deren Handlungen oder Beweggründe nicht mit den Zielen des Fanprojektes vereinbar sind, abgelehnt werden, ohne die Angabe von Gründen. Übersetzt heißt das: Antragsteller, die andere Meinungen haben und nicht genau die Ziele des Fanprojektes verfolgen, dürfen abgelehnt werden. So kann man kritische Stimmen ablehnen oder aus dem Fanprojekt ausschließen.

Ein weiterer Text eines Vorstandsmitgliedes

Andres Bode, Vorstandsmitglied des Fanprojektes, hat auf seinem Blog „Mein SCP“ einen Text verfasst, der seine ganz persönliche Sichtweise beschreibt.
Zunächst wird erklärt, was früher schlecht war und sich bis heute alles verbessert hat. Es soll die positive Entwicklung dargestellt werden. Da ist die Rede von etlichen Events für Normalfans. Grillen mit der Mannschaft, Neujahrsempfang (der auch noch unverschämt viel Geld kostet), mehr fällt mir auf Anhieb nicht ein. Da von „etliche“ zu reden ist komisch.
Dann ist die Rede von Fanbussen, die regelmäßig fahren. Wenn man ehrlich ist, ist dieser Erfolg einzig und allein Raimund und Sabine zuzuschreiben. Der hohe Mitgliederzulauf rekrutiert sich ebenfalls aus den gut organisierten Busfahrten sowie dem Kartenvorkaufsrecht, das man als Mitglied des Fanprojektes genießt.

Im folgenden wird klar, dass Andreas Bode den Mitgliedern des Fanbeirates nicht zutraut, das Fanprojekt zu übernehmen und warnt schon mal vor den Folgen. Er zählt Punkte auf, die ohne Vorkenntnisse unmöglich zu bewältigen wären.

  • 1. Die Website. Das Betreiben der Website wird dargestellt wie eine unglaublich komplizierte Aufgabe. Das Betreiben eines WordPress-Blogs ist aber beileibe kein Hexenwerk. Die Kandidaten haben dafür ausreichend Know-How.
  • 2. Das Fanradio. Hier betont Bode die guten Kontakte zu Sponsoren, die ohne den aktuellen Fanprojekt-Vorstand gar nicht existent wären. Warum sollten diese die Zahlungen einstellen, nur weil andere Personen den Vorstand des Fanprojektes besetzen? Schwer vorstellbar, dass das Fanradio komplett abgeschafft wird, nur weil andere Personen im Vorstand sitzen.
  • 3. Die Busfahrten. Ohne Raimund und Sabine werden die Busse nicht mehr fahren, schreibt Bode. Auch hier ist es schwer vorstellbar, dass die Busse einfach aufhören zu fahren, nur weil andere Personen entscheiden. Es gibt bislang weder von den Kandidaten noch von Raimund und Sabine die Absichtserklärung das Projekt Fanbus nicht so weiter führen zu wollen.
  • 4. Die Mitgliederverwaltung ist tatsächlich eine zeitintensive und anstrengende Arbeit, oder wie Bode meint, nervig. Aber auch das ist mit mehreren Personen zu stemmen.
  • 5. Die Stellungnahmen. Wann und wozu man eine Stellungnahme veröffentlicht, sollte man immer selber entscheiden und sich von niemandem unter Druck setzen lassen. Auch dazu sind die Kandidaten durchaus fähig.
  • 6. Die Gespräche mit Mitgliedern, die hier von Bode extra betont werden, sollten selbstverständlich sein.

Die Erkenntnis, die Andres Bode aus den aufgezählten Punkten schließt:

„KEINER der Leute aus dem Fanbeirat wäre in der Lage das zu stemmen!“

Dieser Satz ist stark zu bezweifeln. Die Kernaussage von Bode ist es, dass es praktisch keinen Vorstandswechsel geben kann, da die „Übernehmer“ ja total unerfahren wären und die Aufgaben nicht stemmen können.
Außerdem kann er in die Zukunft schauen und weiß, dass das Fanprojekt nach einer „Übernahme“ des Fanbeirates „mausetot“ und „voll am Arsch“ wäre, zudem soll das Fanprojekt dann nur noch das Sprungbrett für aktive Fans in die Vereinsgremien sein. Solche Vorwürfe eines Fanprojekt-Vorstandsmitgliedes sind schon ein starkes Stück. Auf welcher Grundlage basieren die Vorwürfe gegen den Fanbeirat? Woher weiß er, was passieren wird?

Stimmungsmache gegen Fanbeirat und Ultras

All diese Behauptungen und Vermutungen haben nur eines zum Ziel: Stimmung gegen den Fanbeirat und die Ultras zu machen. Warum die Ultras? Weil Ultras im Zusammenhang mit dem Fanbeirat immer genannt werden. Man müsste aber ebenso den Block A und die Gegengerade nennen. Aber das Feindbild Ultras passt ja auch immer ganz gut ins Bild, um den Fanbeirat mit negativen Dingen zu assoziieren.
Wie passt es zusammen, sich über einen Text des Fanbeirates, der beim Fanprojekt gelandet ist, aufzuregen, diesen dann aber an die Presse weiter zu schicken? So musste man in der Zeitung lesen, dass die Ultras das Fanprojekt übernehmen und ausnutzen wollen. Was eben einfach nicht der Wahrheit entspricht.

Noch mal: Unzufrieden zu sein und Veränderungen zu wollen ist völlig normal! Und das sich Personen zur Wahl stellen ebenfalls! Damit muss der aktuelle Vorstand leben. Man kann nicht Personen ein Ausschlussverfahren zukommen lassen, nur weil diese sich zur Wahl stellen. Sollten die Fanprojekt-Mitglieder aus dem Fanbeirat wirklich aus dem Fanprojekt ausgeschlossen werden, wäre dies ein Skandal. Mit Meinungsfreiheit hat das dann wenig zu tun.

Interessant ist außerdem noch diese Äußerung von Andres Bode:
„Leute die bisher NICHT EINE Kleinigkeit für die Mitglieder des FP gemacht haben sollen, springen auf einmal aus dem Gebüsch, werfen einem Amtsmüden wie mir vor am Sessel zu kleben und meinen sie könnten den Job besser… Diesen Leuten soll ich die Arbeit der letzten Jahre und das Geld der Mitglieder vertrauensvoll in die Hände legen?
NO FUCKING WAY!“
Was Andres Bode noch nicht so ganz verstanden hat: Er muss niemandem etwas in die Hände legen. Zumal wie oben bereits beschrieben die Kandidaten sehr wohl aktive Fanarbeit in den letzten Jahren geleistet haben. Nicht nur für FP-Mitglieder. Es entscheiden einzig und allein die Mitglieder auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung über die Zukunft des Fanprojektes.
Es sei denn, im Vorfeld werden undemokratische Entscheidungen getroffen…

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