Wir fragen – Die Parteien antworten!

2019/2020 - Der Heim-Blog

Okay, das schon mal vorweg: Dieser Text ist verdammt lang geworden. Nehmt euch also die Zeit, macht euch nen Tee, schmiert euch ein leckeres Brötchen und lest in aller Ruhe.

Unser kleines Fanmagazin gibt es ja nun schon ein paar Jahre. Und in dieser Zeit haben wir – neben unseren normalen Artikeln – immer mal wieder ein paar Sachen versucht. Wir haben die Saisonspende für Münster gestartet, einen eigenen Preußen-Adler entworfen und zum Ende der letzten Saison haben wir zusammen mit der Geschäftsstelle des SCP ein Rückerstattungsformular für Dauerkarten entwickelt, dass sehr viele von euch genutzt haben.

Eine neue Idee

Jetzt haben wir wieder etwas für uns Neues gestartet. Angesichts der nahenden Kommunalwahl in NRW am 13. September haben wir eine Umfrage für die Münsteraner Parteien entwickelt und sie auf ihre „Preußentauglichkeit“ gecheckt. „Das wird ein dickes Brett“, war die erste Reaktion von Redaktionschef Sven auf die Idee. Damit sollte er Recht behalten. Denn bevor wir überhaupt die erste E-Mail versenden konnten, mussten wir erst einmal intern ein paar Fragen klären.

Erste Frage, die sich da stellt: „Warum tun wir uns den Aufwand überhaupt an?“ Die Antwort könnte jetzt kitschig klingen, aber sie stimmt: Für euch, unsere treuen Leserinnen und Leser. Vielleicht haben sich manche von euch schon gefragt: „Was bedeutet mein Kreuzchen bei dieser Partei eigentlich für den SC Preußen? Oder für das Stadion?“ Genau auf diese Fragen wollten wir von den Parteien Antworten haben. Und zwar nicht, indem wir die Parteiprogramme lesen, sondern indem wir sie direkt fragen.

Wir fragen nicht alle

Nächstes Thema: Wen wollen wir überhaupt befragen? Immerhin sind im Münsteraner Stadtrat aktuell ganze neun Parteien vertreten. Einige haben bei der letzten Kommunalwahl zwei oder ein Prozent geholt und haben somit nur wenige Sitze im Stadtrat. Wir müssten also neun Fragebögen versenden, verarbeiten und veröffentlichen? Das wäre ziemlich viel Arbeit für ein ehrenamtliches Freizeitprojekt. Zu viel Arbeit.

Die Auswahl der Parteien wurde deshalb eingegrenzt. Aber nicht nur, um die Arbeit an diesem Projekt für uns übersichtlich zu halten. Wir wollten auch genau die Parteien befragen, die aktuell und wahrscheinlich auch in Zukunft maßgeblich für die Zukunft der Stadt Münster verantwortlich sind. Deshalb setzten wir unsere eigene Fünf-Prozent-Hürde und berücksichtigten nur Parteien, die bei der letzten Wahl fünf Prozent oder mehr Stimmenanteil auf sich vereinigen konnten. Übrig blieben somit CDU, SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP und DIE LINKE. Das ist natürlich Pech für die Anderen, aber Politik ist manchmal auch wie Fußball: Am Ende zählen die Ergebnisse. Ach, und falls sich das jemand fragt: Die AfD hätten wir so oder so nicht gefragt. Die mögen wir nicht.

Unsere Fragen

Als nächstes ging es um den Inhalt. Was wollen wir die Parteien überhaupt fragen? Hier ging es relativ schnell. Vom Stadionbau über die Sicht der Parteien auf den SCP bis hin zu spezifischen Fanthemen wie Mobilität und Sozialarbeit kamen einige Themen zusammen. Insgesamt konnten wir so neun Fragen formulieren, die die Parteien überwiegend mit „JA“ oder „NEIN“ beantworten konnten. Wir stellen euch die Fragen und ihre Hintergedanken jeweils kurz vor.

  1. Warum ist der SCP für Ihre Partei ein wichtiger Teil der Stadtgesellschaft?

Uns Fans ist der SCP wichtig. Völlig logisch. Aber immer wieder beschleicht einen das Gefühl, dass das nicht so recht für manche Teile der Stadt gilt. Vor allem die Politik muss sich immer wieder den Vorwurf gefallen lassen, dass sie den SC Preußen und seine Fans irgendwie unwichtig findet. Ist das wirklich so? Bewusst haben wir hier eine offene Frage gestellt. Wir wollten wissen, wie die Parteien den SCP in der Stadt oder als Teil der Stadt sehen.

  1. Sind in Ihrer aktuellen Ratsfraktion Preußenfans?

Die Frage zielt in eine ähnliche Richtung wie die erste. Wer mit dem SCP mitfiebert, macht vielleicht auch eine bessere Politik im Sinne des SCP. Natürlich ist diese Frage in Zeiten des Wahlkampfs für die Parteien eine dankbare Gelegenheit, Sympathien zu sammeln. Aber möglicherweise räumt sie auch mit dem ein oder anderen Vorurteil auf Fanseite auf.

  1. Sind in Ihrer aktuellen Ratsfraktion regelmäßige Stadionbesucher (auch andere Sportarten außer Fußball)?

Mit dieser Frage reißen wir das Thema Preußenstadion schon einmal leicht an. Die Auswärtsfahrer unter euch kennen das sicher: Egal wohin der SCP reist, das jeweilige Stadion wird mit unserem Wohnzimmer an der Hammer Straße verglichen. So sammelt sich ein gewisser Erfahrungsschatz an und man entwickelt vielleicht sogar Ideen für das Preußenstadion. Und es wäre doch gut, wenn die Parteien im Stadtrat auch über solch einen Erfahrungsschatz verfügen. Schließlich sollen sie ja in nächster Zeit über ein möglichst fanfreundliches Preußenstadion entscheiden.

  1. Steht ihre Partei auch nach der Wahl zum bislang erarbeiteten Plan zum Umbau des Preußenstadions?

Jetzt wird es konkreter. Der aktuelle Rat hat mit der Stadtverwaltung einen Fahrplan für das Stadion entwickelt und viele Fraktionen haben sich zu diesem bekannt. Aber Wahlen ändern nun mal die Zusammensetzung und Machtverhältnisse in einem Stadtrat. Ist das in der Stadionfrage von Bedeutung? Oder will die Politik dieses Mal wirklich etwas für das Preußenstadion tun?

  1. Geht der Umbau des Preußenstadions für Ihre Partei auch ohne die Einrichtung eines Bahnhaltepunktes weiter (z.B. im Falle mangelnder Kooperation seitens der DB)?

Ganz ehrlich? Diese Frage zielt auf die Politik des aktuellen schwarz-grünen Ratsbündnisses. Nach der Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie zum Preußenstadion im Frühjahr zeigten sich vor allem die Grünen irritiert darüber, dass die Studie keinen Bahnhaltepunkt nahe des Stadions beinhaltete. Man gewann sogar den Eindruck, dass es ohne Bahnhaltepunkt keine Fortschritte am Stadion geben würde. Für uns Grund genug, hier noch einmal ganz konkret nachzuhaken, ob das auch andere Ratsparteien so sehen.

  1. Würde ihre Partei einen Vertreter in den Aufsichtsrat des SCP entsenden um die Zusammenarbeit zwischen SCP und Stadtrat zu verbessern?

Wir wissen natürlich, dass es nicht ganz so einfach ist, wie es die Frage erscheinen lässt. Denn sie setzt die Bereitschaft des SC Preußen Münster und insbesondere seines Aufsichtsrates voraus, die Politik hier einbinden zu wollen. Wir sehen durchaus die Vorteile einer solchen Zusammenarbeit, da so ein kurzer und unproblematischer Draht zwischen SCP und Stadtrat entstehen könnte. Allerdings besteht natürlich auch die Gefahr einer übermäßigen Einmischung. Aber gerade deshalb kann man ja mal nachfragen.

  1. Ist ihre Partei für mehr Shuttlebusse zwischen Hauptbahnhof und Preußenstadion an Spieltagen?

Gänzlich anderes Thema, weit weg von der „großen“ Politik. Wer von euch mit dem Zug zu Heimspielen anreist, kennt das: Regelmäßig überfüllen an Spieltagen ab dem Hauptbahnhof Preußenfans die Buslinien 1, 5 und 9 in Richtung Stadion. Andere Fahrgäste müssen sich entweder mit hineinquetschen oder können gar nicht erst einsteigen. Und die Türen gehen an den Haltestellen meist auch nicht mehr zu. Eine blöde Situation für alle Beteiligten. Trotzdem sind Shuttlebusse ab dem Hauptbahnhof seltene Geschöpfe. Manchmal kommt einer, oft aber auch keiner. Warum eigentlich, liebe Parteien? Und warum ändert sich da nix?

  1. Ist Ihre Partei für kurzfristig mehr Radstellplätze am Preußenstadion?

Natürlich herrscht in Sachen Leezen am Stadion aktuell nicht hemmungsloses Wildparken. Aber ein paar mehr Fahrradständer ließen sich sicherlich noch aufstellen. Dann kämen womöglich noch ein paar mehr Fans mit dem Rad zum Stadion, statt die Straßen mit Autos zu verstopfen.

  1. Sieht Ihre Partei die sozialpädagogische Arbeit des FanPorts unabhängig von der Ligazugehörigkeit des SCP als wichtig an?

Eine Frage, die uns von Herzen wichtig war. Die Jungs um Edo Schmidt machen seit Jahren überragende Arbeit, vor allem mit jungen Fans. Oft genug sind darunter auch Menschen aus sozial schwachen Verhältnissen, die am Preußenstadion einen wichtigen Ort für sich haben. Damit das auch in Zukunft so bleibt, ist der FanPort auf eine möglichst breite Unterstützung, auch aus der Politik, angewiesen. Diese Unterstützung wollten wir bei den Parteien abfragen.

Nach den Fragen kommen die Antworten

Am 9. August haben wir den Fragebogen an die Ratsfraktionen verschickt. Als erstes antwortete die SPD. Ihr folgten in dieser Reihenfolge die CDU, DIE LINKE, Bündnis 90/Die Grünen und zuletzt die FDP. Die Veröffentlichung der Texte über die kommenden zwei Wochen erfolgt nach einer ausgelosten Reihenfolge. Anhand des letzten Wahlergebnisses wurde jeder Partei eine Zahl auf einem Würfel zugeordnet (z.B. CDU = 1 oder Grüne = 3). Die Reihenfolge der gewürfelten Zahlen bestimmte dann den Zeitpunkt der Veröffentlichung. Den Auftakt macht die SPD. Ihr folgt Bündnis 90/Die Grünen, DIE LINKE und die FDP. Den Schlusspunkt bilden die Antworten der CDU.

Was passiert anschließend mit den Antworten? Das liegt ganz bei euch. Wir als Redaktion werden KEINE Wahlempfehlung aussprechen. Vielmehr verstehen wir diese Umfrage als Service für euch. Ihr könnt euch selbst ein Bild machen, was die Parteien für die Zukunft des SC Preußen und des Preußenstadions im Sinne haben. Eure Wahlentscheidung dürft, sollt und müsst ihr aber selbst treffen. Und da wollen wir euch nicht mit einer Empfehlung beeinflussen.

Stärken und Schwächen

Natürlich ist uns in der Readktion klar, dass diese Umfrage nicht die Krönung der politischen Berichterstattung ist. Vielleicht fehlen euch Fragen oder ihr hättet die ganze Sache von vornherein anders angepackt. Dazu zwei Dinge. Erstens: Wir machen das hier als Hobby und investieren viel Freizeit in nullsechs.de. Deshalb haben wir abgewogen zwischen Aufwand und Ertrag und uns beispielsweise gegen eine Befragung aller Parteien im Stadtrat entschieden. Außerdem sind wir fast ohne Ausnahme Hobby-Journalisten. Zweitens: Wenn ihr Ideen oder Anregungen für eine zweite Umfrage habt, lasst es uns gerne wissen. Auch wenn nullsechs.de für uns alle ein liebgewonnenes Hobby ist, lernen wir immer noch gerne dazu.

Gar nicht bei den Parteien nachzufragen, war übrigens keine Option. Natürlich sind wir uns darüber im Klaren, dass die Parteien im Wahlkampf hier und da mehr versprechen, als sie am Ende einhalten können oder wollen. Aber nur deshalb gar nicht miteinander reden? Nee, so funktioniert das aus unserer Sicht auch nicht. Und man sollte auch das Positive sehen: Wir haben für euch belastbare Aussagen zum SC Preußen aus dem Stadtrat eingesammelt. Und wer weiß, wozu die in nächster Zukunft nochmal von Nutzen sein könnten?!

In diesem Sinne: Danke für’s Durchhalten bei diesem langen Text. Wir wünschen euch in den nächsten Tagen gute Einsichten und Erkenntnisse aus unserem Fragebogen und hoffen, dass euch diese Idee gefällt. Behaltet einfach in den nächsten zwei Wochen ab 19:06 Uhr unsere Homepage im Blick!

Alle zusammen für Preußen Münster!

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2 Antworten

  1. Andreas Noldes sagt:

    Hallo nullsechs.de, ja ich vermisse etwas in euren Fragen an die Parteien. Ich selber komme aus Sendenhorst wie viele Preußen fans. Und richtig, richtig viele Fans kommen aus Münsters Umland. Es wäre mir wichtig gewesen wie die Parteien das gesamte Münsterland Bzw. die Bedeutung des Umlandes für die Preußen sehen.

  2. Julius sagt:

    Hallo Andreas!

    Danke für dein Feedback. Auch bei uns in der Redaktion sind einige Fans dabei, die nicht in Münster wohnen/wählen. Die Thematik „Umland-Fans“ haben wir also quasi jeden Tag vor Augen. Zumindest indirekt haben wir das Thema „Fans aus dem Umland“ auch in den Fragen beachtet, zum Beispiel bei der Frage nach Shuttlebussen. Auch die Fragen zum Stadion sind für alle Fans von überall interessant.

    Direkt nach der „Umlandbedeutung“ der Preußen zu fragen, ist schwierig. Die von uns befragten Fraktionen fühlen sich eher der Stadt Münster verpflichtet und denken wahrscheinlich weniger an Sendenhorst, Havixbeck oder Ostbevern. Das ist ja auch erstmal normal und gilt wohl umgekehrt auch für die Stadträte in den Umland-Gemeinden. Die denken auch als erstes an Sendenhorst, Havixbeck und Ostbevern statt an Münster. Die Befürchtung zu einer solchen Frage war, dass die Münsteraner Parteien hier nicht genug wissen oder einfach an ihre Parteikolleginnen und -kollegen im Umland verweisen. Wäre für unsere Leser dann ne ziemlich nichtssagende Antwort geworden.

    Allerdings eignet sich deine Frage bestimmt für später Umfragen, die wir vielleicht irgendwann auch noch machen. Nächstes Jahr um diese Zeit sind ja wahrscheinlich wieder Bundestagswahlen ;-).

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