Die Bayern kommen!

2023/2024 - Vorschau - SC Preußen Münster - FC Bayern München - DFB-Pokal - 1. Runde
Gerne würden wir unsere Jungs auch gegen die Bayern so jubeln sehen, wie am Samstag nach dem Tor von Gerrit Wegkamp zum zwischenzeitlichen 1:0 gegen den VfB Lübeck. Foto: SCP

„Alle zusammen für Preußen Münster“ trifft auf das bayrische „Mia San Mia“, Leeze trifft auf Luxusauto, Send trifft auf das Oktoberfest. Diese Vergleiche zeigen schon, wie unterschiedlich die Lebenswelten sind, in denen sich der SC Preußen Münster und der FC Bayern München für gewöhnlich aufhalten. In Münster ist alles beschaulich, während in München alles um einiges größer ist, die große Fußballwelt wartet und sich Weltmeister die Klinke in die Hand geben.

Doch am Dienstag, 26. September, um 20.45 Uhr ist das alles egal, wenn in dem mit 12.794 ausverkauften Preußenstadion die Partie in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals angepfiffen wird. Denn auch das „Spiel des Jahres“, wie es immer wieder genannt wird, startet mit einem 0:0 und der ganze Verein, die Spieler auf dem Rasen, der Staff im Verein rund um Trainer Sascha Hildmann und die Fans werden alles versuchen, das „Wunder von Münster“ möglich zu machen.

Die überschwängliche Verwendung von Übertreibungen ist besonders in der Sportberichterstattung nicht neu, doch in diesem Zusammenhang trifft diese Bezeichnung durchaus zu. Denn es gibt für den SCP wohl kein dickeres Brett zu bohren als das des FC Bayern München mit ihren Weltstars rund um Harry Kane, Jamal Musiala oder Joshua Kimmich. Wir haben nüchtern betrachtet keine Chance, doch diese werden wir versuchen zu nutzen. Schließlich – sorry für die Phrase – hat der Pokal seine eigenen Gesetze.

„Albtraumlos“ für die Preußen?

Ich kann mich noch genau an den Moment im Juni erinnern, als die Stabhochspringerin Sarah Vogel nach der Kugel mit dem Adler, die mit dem Logo des deutschen Rekordmeisters zog. Beim Grillen im Garten bei einer Familienfeier gab es dann selbstverständlich nur noch dieses eine Thema. Und die Meinungen gingen sehr stark auseinander. Während sich einige über das Los freuten, war es für mich ehrlicherweise eine kleine Enttäuschung. Versteht mich hier bitte nicht falsch: Natürlich ist es ein großes Erlebnis, was da jetzt auf alle Preußenfans wartet, denn wann hat man schließlich die Möglichkeit, so viele Weltstars auf einmal zu sehen und das auch noch im heimischen Rund in Münster? Ich werde mir diese Chance auch nicht nehmen lassen.

Allerdings habe ich auch schon so einige Pokalsensationen in unserer Antikarena miterlebt, wie die Hitzeschlacht gegen Werder Bremen 2012, die durch einen überragenden Matthew Taylor in der Verlängerung mit 4:2 für unsere Farben entschieden wurde. Oder auch der Sieg ein Jahr später gegen St. Pauli (1:0), sowie der nachträgliche Sieg am grünen Tisch gegen den VfL Wolfsburg, weil sich Mark van Bommel bei seinen Auswechslungen verzählt hatte. Auch für diese Saison hätte ich mir daher einen Gegner gewünscht, bei dem die Siegchancen höher gewesen wären, denn gegen den großen FC Bayern tendieren sie leider gen Null.

2023/2024 - 1 Runde DFB Pokal - Heimspielplakat - SC Preußen Münster - FC Bayern München

2023/2024 – 1 Runde DFB-Pokal – Heimspielplakat – SC Preußen Münster – FC Bayern München

Wahnsinns Run auf die Pokaltickets

So gab es auch in Fußballdeutschland große Verwunderung darüber, dass der SCP nicht sofort in Freudentaumel ausgebrochen ist, nachdem das Los bekannt war. Denn so ein großes Spiel mit diesem riesengroßen medialen Interesse und vor einem Millionenpublikum bedeutet für einen eher kleineren Club enorme Anstrengungen und organisatorische Herausforderungen, die allen Fans in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach vor Augen geführt worden sein dürften.

So gingen beim SCP innerhalb von drei Tagen 500 neue Mitgliederanträge ein, sodass ein vorläufiger Mitgliederstopp nötig war, um allen die Möglichkeit einzuräumen, sich mit den begehrten Tickets einzudecken. Und auch die sonstigen Anfragen für das Spiel gegen die Bayern war enorm. Es hätten wohl einige 10.000 Karten mehr verkauft werden können, wenn die Stadionkapazität dies zugelassen hätte.

Supercup sorgt für eine spätere Ansetzung

Für alle, die sich eher beiläufig mit dem täglichen Fußballgeschäft beschäftigen, dürften über die Ansetzung dieser Erstrundenpartie verwundert sein. Schließlich wurden die anderen Spiele doch alle bereits vor einigen Wochen im August ausgetragen. Der Grund für diese Verschiebung war der deutsche Supercup am selben Wochenende, bei dem die Bayern auf RB Leipzig getroffen sind. Auch wenn es natürlich fußballerisch ein Top-Spiel war, bei dem die Bayern im Übrigen einen eher gebrauchten Tag erwischten, sollte man einmal über den Sinn und Zweck dieses Zeitpunktes nachdenken.

Denn für Charme und Spannung im DFB-Pokal sorgt schließlich das ewige Duell Groß gegen Klein, David gegen Goliath. Wenn sich die unterklassigen Teams schon seit ein paar Wochen im Spielbetrieb befinden und die höherklassigen Mannschaften ihre ersten Saisonspiele bestreiten. So kommt es immer mal wieder vor, dass sich eine eingespielte Truppe durch Kampf und Geschlossenheit gegen eine fußballerisch besser besetzte Mannschaft durchsetzen kann, bei dem die Mechanismen sich erst im Laufe der Zeit verfestigen. Diesen Trumpf mussten die Preußen somit auch aus den Händen geben, da die Mannschaft von Thomas Tuchel nun bereits eingespielt ist und sich voll im Saft befindet.

„Ich hätte lieber im August gespielt, so wie die anderen auch. Wir haben jetzt eine zusätzliche englische Woche. Trotzdem freuen wir uns auf das Spiel – auch wenn es sportlich unangenehm ist.“

Preußen Trainer Sascha Hildmann auf der Pressekonferenz über die Spielansetzung im September.

Die DFB-Pokalpartie Preußen gegen Bayern gab es im übrigen auch bereits in der jüngeren Vergangenheit. Genau genommen in der Saison 2014/15 als viele frisch gebackene Weltmeister rund um Manuel Neuer, Thomas Müller, Mario Götze und Phillipp Lahm an der Hammer Straße aufliefen. Am Ende verkauften sich unsere Adlerträger beim 1:4 ordentlich und konnten sogar durch Rogier Krohne einen Ehrentreffer erzielen. Für die Bayern trafen Mario Götze, Thomas Müller, David Alaba und Claudio Pizarro.

Bonusspiel für die Preußen in der Englischen Woche

Nachdem es am Samstag zu einer Punkteteilung im Aufsteiger-Duell gegen den VfB Lübeck kam, bei dem beide Teams sich ins Mittelfeld absetzen wollten, hat der SC Preußen am Dienstag beim Bonusspiel gegen Bayern gar keinen Druck. Vieles kann, nichts muss.

Diese Marschroute gibt auch Preußen-Coach Sascha Hildmann auf der Pressekonferenz vor dem Pokalkracher vor:

„Wir wollen es engagiert und mutig angehen, uns von unserer besten Seite zeigen.“

Sascha Hildmann auf der Pressekonferenz vor dem Spiel

Zwar habe er mit seinem Trainerteam „keine defensive Ausrichtung geplant“, allerdings sei sie bei dem auf vielen Ballbesitzphasen ausgelegtem Spiel der Münchener nur schwer zu verhindern. Der SCP wird versuchen, nach Ballgewinnen schnell nach vorne zu kommen.

Yassine Bouchama, der sich beim Aufeinandertreffen gegen Lübeck einen Nasenbeinbruch zugezogen hat, sollte einsatzbereit sein, seine Carbon-Maske soll er morgen bekommen. Ob Stammkeeper Max Schulze Niehues das Tor hüten wird, steht jedoch noch in den Sternen, da seine Freundin in den nächsten Tagen das erste Kind erwartet. Sein Ersatz wäre dann die Bayern-Leihgabe Johannes Schenk, der sowieso eine Option gewesen wäre. Das Spiel sicher verpassen wird hingegen Ogechika Heil, der mit einem Muskelfaserriss vier bis sechs Wochen ausfallen wird. Zudem stehen weiterhin die Langzeitverletzten rund um Dennis Grote, Dominik Schad und Shaibou Oubeyapwa nicht zur Verfügung.

Innerhalb der Mannschaft war das Pokalspiel bislang kein großes Thema. Hildmann kündigt an, möglicherweise etwas an der Statik verändern zu wollen und dass „der ein oder andere reinkommt, der zuletzt draußen war.“ Auch wenn es natürlich für alle Spieler etwas Besonderes ist, gegen Bayern zu spielen, glaubt Hildmann nicht, „dass wir vor Ehrfurcht erstarren, wenn da ein Nationalspieler vor uns steht.“

Bayern reist mit ordentlich Rückenwind an

Diese machten es am vergangenen Wochenende sehr gut uns sie ließen dem VfL Bochum beim überzeugenden 7:0-Heimerfolg nicht den Hauch einer Chance. Auch beim FC Bayern könnte es zu einem Wechsel auf der Torwartposition kommen, wie Thomas Tuchel auf der Spieltags-Pressekonferenz durchblicken ließ: „Wenn alles im Training normal läuft, wird Daniel Peretz morgen die Möglichkeit bekommen und spielen.“ Da für den FCB jetzt einige englischen Wochen anstehen, kann man erneut davon ausgehen, dass vor dem Bundesliga-Duell gegen RB Leipzig am Samstag etwas rotiert werden dürfte. Raphaël Guerreiro sollte im Kader stehen, Matthijs de Ligt fällt dagegen aus. Auch die anderen Innenverteidiger Dayot Upamecano und Minjae Kim sind für die Partie fraglich.

Zudem erwartet Tuchel einen Gegner, der ohne Druck spielen kann:

„Wir erwarten einen Gegner, der kämpft, als Einheit für die Sensation. Sie werden wohl einen Fokus auf Standardsituationen setzen. Und sie werden wohl auch auf ihre Fans setzen.“

Thomas Tuchel warnt auf der Pressekonferenz davor, Preußen Münster nicht zu unterschätzen.

Das letzte Pokalaus in der 1. Hauptrunde ereilte Bayern übrigens im Jahr 1994, beim 0:1 bei der TSV Vestenbergsgreuth – lange ist es her.

Welche Welten zwischen den beiden Mannschaften liegen, zeigt sich gut, wenn man sich die Marktwerte auf transfermarkt.de betrachtet. Während Preußen einen Gesamtkaderwert von 4,7 Millionen Euro besitzt, hat der Nationalspieler Jamal Musiala alleine einen Marktwert von 110 Millionen Euro. Noch bizarrer wird es, wenn man die gesamten Spieler der 3. Liga, immerhin 540, mit Bayerns-Rekordneuzugang Harry Kane vergleicht. So stehen 116,74 Millionen Euro auf Seiten der 3. Liga gegen 90 Millionen Euro bei Harry Kane.

Kommt es zur Pokalsensation?

Diese Zahlen existieren jedoch nur auf dem Papier. Münster ist bereit für einen packenden Pokalabend. Lasst uns dafür sorgen, dass sich unsere Preußen gut auf der bundesweiten Ebene vor einem Millionenpublikum vor dem Fernseher präsentieren und alles daransetzten, das unmögliche vielleicht doch möglich zu machen. Wie dieses „Wunder von Münster“ zustande kommt ist egal. Ich würde alles nehmen, einen Patzer in der Bayern Defensive, einen Geniestreich in der Nachspielzeit und sogar einen Wechselfehler. Der Verein sollte den Moment auf der großen Fußballbühne genießen und zeigen, dass es, egal wie das Spiel am Ende auch ausgehen wird, nicht nur „Mia San Mia“ gibt, sondern auch

Alle zusammen für Preußen Münster!

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Vorbericht bei Nullsechs.TV

Eine Reise in die Vergangenheit bei NullSechs.TV

Eindrücke und Stimmen des letzten Aufeinandertreffens in der Saison 2014/15 zwischen Preußen Münster und dem FC Bayern München

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